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Zivilfahnder als Geisel genommen

Täter verschanzt sich mit Polizisten - SEK greift nach sieben Stunden zu

Neuss (dpa). Ein Sondereinsatzkommando der Polizei hat am Freitagabend in Neuss einen angeschossenen Beamten aus der Gewalt eines Geiselnehmers befreit.
Freitag Mittag waren Polizisten in der Nähe des Hauses in Stellung gegangen, in dem ihr Kollege als Geisel festgehalten wurde. Foto: AP
Nach sieben Stunden Nervenkrieg stürmten die Beamten die Wohnung des Kidnappers. Der Geiselnehmer, ein 31 Jahre alter Drogenabhängiger, hatte sich kurz vor dem Einsatz Heroin gespritzt und war eingeschlafen, sagte ein Polizeisprecher.
Der mutmaßliche Drogenhändler hatte den Polizisten in einem Mehrfamilienhaus festgehalten. Zuvor hatte er den Beamten mit einem Schuss durch die Achselhöhle verletzt und einen zweiten Polizisten mit einer Schere in den Hals gestochen. Beide Beamten wurden nicht lebensbedrohlich verletzt. Die angeschossene Geisel konnte nach ihrer Befreiung das Haus zu Fuß verlassen. Staatsanwalt Manfred Kleinert beantragte gegen den 31-Jährigen Haftbefehl wegen fünf Delikten, darunter versuchte Tötung, gefährliche Körperverletzung und unerlaubter Waffenbesitz.
Die beiden Kriminalbeamten waren nach einem Hinweis aus der Bevölkerung zu der Wohnung gefahren, die als Drogenumschlagsplatz gilt. Als sie bei der Durchsuchung Rauschgift entdeckten, griff der 31-jährige, polizeibekannte Mann plötzlich zu einer Schere und stach einem der Polizisten in den Hals. Der Beamte konnte leicht verletzt aus der Wohnung fliehen.
Nach Polizeiangaben schoss der Mann anschließend auf den zweiten Polizisten. Die zunächst noch in der Wohnung befindliche Lebensgefährtin des mutmaßlichen Täters floh daraufhin. Die Familie des Schützen hatte während der Geiselnahme die Polizei unterstützt. Mit Hilfe der Angaben konnte ein Täterprofil erstellt werden, sagte ein Polizeisprecher. Das genaue Motiv für die Tat blieb zunächst unklar.

Artikel vom 22.01.2005