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Neues Gutachten im Fall Humana erwartet

Fachwissen der Beschuldigten wird geprüft

Von Christian Althoff
Herford (WB). Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat im Fall Humana ein weiteres Gutachten in Auftrag gegeben.
»Remedia Super Soya 1« enthielt zu wenig Vitamin B1.

Die Behörde ermittelt seit 14 Monaten gegen vier Ex-Mitarbeiter des Herforder Babykostherstellers, der in Israel ein mangelhaftes Produkt verkauft hatte. Zwei Babys sollen daran gestorben sein.
Oberstaatsanwalt Reinhard Baumgart erklärte am Freitag, man habe das Chemische Landes- und Staatliche Veterinäruntersuchungsamt in Münster am 3. Januar mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt. Die Experten sollten das Vorgehen der Humana-Mitarbeiter bei der Entwicklung der Sojamilch aus fachlicher Sicht bewerten. Humana hatte 2003 ein spezielles Sojamilchpulver für den israelischen Markt entwickelt. Vor dem Export war das neue Produkt bei der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) in Kiel untersucht worden. Die LUFA versäumte allerdings, das Milchpulver auftragsgemäß auch auf Vitamin B 1 zu untersuchen. Das Fehlen des Analysewertes wurde zwar später bei Humana entdeckt, eine erneute Untersuchung des Pulvers aber trotzdem nicht in Auftrag gegeben - und das Unglück nahm seinen Lauf: Das Sojamilchpulver, das offenbar wegen eines Rechenfehlers im Humana-Labor zu wenig Vitamin B1 enthielt, wurde ausgeliefert. Humana entließ später vier angeblich Verantwortliche.
Anwälte der Beschuldigten argumentieren nun, die LUFA habe zur Feststellung des Vitamingehaltes ständig eine falsche Methode angewendet und zu hohe Werte ermittelt. Selbst, wenn die Humana-Mitarbeiter ihrer Pflicht nachgekommen wären und den fehlenden Vitaminwert angefordert hätten, sei zu befürchten, dass die LUFA ihnen einen überhöhten Wert mitgeteilt hätte. Deshalb habe es in jedem Fall zu der Tragödie kommen müssen, mutmaßen die Anwälte.

Artikel vom 22.01.2005