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»Den Kleinen
geht schnell
die Puste aus«

EVH fordert bessere Bedingungen

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Bis zum Startschuss wartet fast niemand mehr. Wenn Montag der Winterschlussverkauf (WSV) im Handel beginnt, ist die Schlacht um die Schnäppchen längst in Gang. Seit Jahresanfang werben Ketten und Kaufhäuser mit Sonder-Aktionen um Kunden. Eine Entwicklung, die bei Reinhard Dieter Wolf, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes (EHV) Ostwestfalen, auf Kritik stößt.
EHV-Vorsitzender Reinhard Dieter Wolf.
»Nach Wegfall von Rabattgesetz und Zugabeverordnung sowie des Sonderveranstaltungsrechtes haben die Rabatt- und Preisschlachten eine ungeahnte Härte erreicht«, beklagte Wolf am Freitagabend beim Neujahrsempfang des EHV in Bielefeld.
»Dazu kommen ständige Pseudo-Personalverkäufe und Programme wie Pay Back, die inzwischen fast 30 Millionen Karten im Umlauf haben.« Der enormen Werbemacht der nationalen und internationalen Konzerne hätten die kleinen und mittelständischen Betriebe des Einzelhandels nichts entgegenzusetzen. »Sie bleiben davor mangels Masse. Versuchen sie mitzuhalten, geht ihnen sehr schnell die Puste aus.«
Wolf sieht die mittelständischen Strukturen im deutschen Einzelhandel und die mit ihnen verbundenen Arbeitsplätze in akuter Gefahr. Sie könnten einem ungehemmten Vernichtungswettbewerb zum Opfer zu fallen.
Damit wiederum wäre ein schmerzlicher Gesichtsverlust vieler Orte und Städte verbunden und eine Verarmung des Angebotes an Waren und Dienstleistungen für den Verbraucher. »Diese Art Wettbewerb spricht jeder Art Marktwirtschaft Hohn«, so der EHV-Vorsitzende.
Wolf übte vor den etwa 200 Gästen aber nicht nur Kritik. Er machte auch Vorschläge, wie man dem mittelständischen Einzelhandel unter die Arme greifen könnte. Der Gesetzgeber müsse dem Ungleichgewicht am Markt durch befristete Maßnahmen entgegen wirken. Das könnte durch eine Ministerien übergreifende Verordnung geschehen, schlug er vor.
Diese Verordnung sollte unter anderem für Preise sorgen, die den Verbraucher nicht in die Irre führen und darüber hinaus für einen fairen Wettbewerb sorgen. Wolf schlägt daher vor, dass nur mit den auf der Ware ausgezeichneten Endpreisen geworben werden dürfe. »Diese Preise dürfen weder durch Rabatt noch durch Zugabe oder Rückvergütungen um mehr als drei Prozent unterschritten werden.«
Dem kleinen und mittelständischen Einzelhandel, über den sonst kaum jemand spreche, weil er sich immer ruhig und »staatstragend« verhalten habe, drücke der Schuh an vielen Stellen. »Im Wettbewerbsrecht, im Arbeitsrecht, bei den Steuern«, fasst Wolf seine deutlichen Worte der Kritik zusammen.
Unterdessen wirbt insbesondere der »größere« Handel für den ersten freiwilligen Winterschlussverkauf. »Die Winterware muss raus«, sagen stellvertretend für viele der Geschäftsführer der Karstadt-Häuser Bielefeld und Paderborn, Thomas Kunz, sowie der Geschäftsführer des Bielefelder C&A-Hauses, Norbert Klumpe. Bis zu 70 Prozent Preisvorteil verspricht der Handel. Fast alle 3000 Mitgliedsbetriebe des Einzelhandelsverbandes OWL beteiligen sich an der freiwiligen Schlussverkaufsaktion, freut sich Stefan Genth, Geschäftsführer des Verbandes. »WSV und SSV sind immer noch bedeutende Markenzeichen«, ergänzt Henning Oberheide, Geschäftsführer des Verbandes für den Bereich Paderborn und Höxter. Der WSV dauert zwei Wochen.

Artikel vom 22.01.2005