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Auftaktspiel nicht überbewerten

0:1 im Gladbacher Borussia-Park: Noch viel Sand im Arminia-Getriebe

Von Werner Jöstingmeyer
Mönchengladbach (WB). »Wir sind nirgendwo chancenlos«, sagte Uwe Rapolder und verbreitete wenigstens etwas Optimismus nach der Auftaktpleite im schmucken Borussia-Park in Mönchengladbach. 0:1 verloren seine Schützlinge das erste Rückrundenspiel und ließen vornehmlich während der ersten 45 Minuten alle Tugenden vermissen, die Arminia bis zur Winterpause so stark gemacht hatten.

Sicherheit zuerst, hieß das Motto. »Wir wollten hinten ein zu Null halten und vorne auf Konter setzen«, verriet das 29-jährige Geburtstagskind Marco Küntzel die Marschroute und bedauerte, dass die Niederlage wieder einmal durch eine Standardsituation eingeläutet wurde. Nach Böhmes Eckball in der 53. Minute fühlte sich niemand so richtig für Craig Moore zuständig, so dass DSC-Schlussmann »Matze« Hain gegen den platzierten Kopfball des Aus-traliers keine Chance hatte. »Da passte die Zuordnung einfach nicht. Petr Gabriel kam einen Schritt zu spät«, erklärte Rapolder zwar das entscheidende Missgeschick, sah sich aber in der Bewertung der Niederlage mit Finanz-Geschäftsführer Roland Kentsch einig: »Es war ein typisches Auftaktspiel, das wir nicht überbewerten wollen.«
In der Tat war noch viel Sand im Getriebe des Aufsteigers aus Bielefeld. Das schnelle und direkte Passspiel, dass in der Hinserie die Herzen der Arminia-Fans höher schlagen ließ, wurde geradezu sträflich vernachlässigt. »Die Zuspiele waren einfach zu unpräzise«, befand Rapolder und musste auch erkennen, dass die Flügel lahmten. Links war Delron Buckley nur ein Schatten seiner selbst, und rechts ließ Marco Küntzel nur kurz vor seiner Auswechselung in der 73. Minute sein Können aufblitzen. Mit einem tollen Solo entlang der Grundlinie und einem ebenso guten Rückpass brachte er Buckley in Schussposition. Doch der Torjäger zeigte Nerven, so dass Gladbachs Keeper Kasey Keller Arminias möglichen Ausgleich verhinderte.
»Dieser Schuss musste drin sein«, meinte DSC-Sportdirektor Thomas von Heesen und bestätigte ebenfalls: »Es fehlte noch der richtige Rhythmus.« Dennoch war diese eine hundertprozentige Chance einfach zu wenig, um die spieltechnisch biederen, aber kämpferisch stärkeren »Mönche« in Gefahr zu bringen. Uwe Rapolder wiederholte denn auch seine Ermahungen aus der Hinserie: »In erster Linie müssen unsere begabtesten Spieler über 90 Minuten Vollgas geben und vom Kopf her freier werden.«
Schmerzlich vermisst wurde auf der linken Abwehrseite der verletzte Markus Schuler. Sein Stellvertreter Petr Gabriel war defensiv wie offensiv längst nicht so effektiv. »Petr kann auf dieser Position nur eine Notlösung sein«, schielte Rapolder nach wie vor auf eine schnelle Nachverpflichtung. »Jetzt ist der Verein gefordert.«
Wacher wurde Arminia erst in den letzten 20 Minuten. Gladbachs Trainer Dick Advocaat tauchte immer häufiger an der Seitenlinie auf und dirigierte seine Abwehr. Später gab der holländische »General« zu: »In der Schlussphase hat Arminia sehr gut gespielt und gezeigt, warum das Team als bester Aufsteiger in der Tabelle vor uns steht.«
20 gute Minuten reichten indes nicht, um nach 34 Jahren in Mönchengladbach wieder zum Erfolg zu kommen. Die Gefahr, dass Bielefeld in der Rückrunde in den Abstiegsstrudel gerät, sah Trainer Uwe Rapolder nicht. Trotz der 0:1-Niederlage schrieb er einigen Pessimisten ins Stammbuch: »Wir müssen noch 16 Spiele absolvieren, aus denen wir mindestens 16 Punkte holen.« Und der schwäbische Fußballlehrer erinnerte an den Saisonauftakt: »Da hatten wir nach vier Spielen erst zwei Punkte auf dem Konto und haben dann eine tolle Serie gestartet.« Insofern war die Niederlage im neuen Borussia-Park kein Beinbruch. Samstag gibt Hannover 96 seine Visitenkarte in der SchücoArena ab. Rapolder mutmaßte schon jetzt: »Obwohl es in der Rückrunde alle drei Aufsteiger schwerer haben, können wir den verlorenen Boden schon wieder gutmachen.«

Artikel vom 24.01.2005