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Landwirtschaft
öffnet den
Kraftstoffhahn

120 000 Gäste bei der Grünen Woche

Berlin (dpa). Die Internationale Grüne Woche erweist sich erneut als Publikumsmagnet. Die 70. Auflage der weltgrößten Schau der Agrar- und Ernährungsindustrie haben bis gestern 120 000 Menschen gesehen, ähnlich viele wie im Vorjahr, teilte die Messe Berlin mit.

Nach Angaben der Centralen Marketing-Gesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft (CMA) sind die Aussteller in der Bundesländerhalle mit dem Auftakt zufrieden. »Die Gäste lassen sich den Besuch wieder etwas kosten. Die Umsätze in der CMA-Halle liegen auf dem Niveau des Vorjahres«, sagte Sprecher Detlef Steinert.
Ähnliches war aus der Wein- und Sektgalerie zu hören. Auch in der Brandenburghalle wird der Beginn als gut bewertet. Die ersten Tage seien immer ein Gradmesser, wie sich die Messe entwickeln könne, sagte Hallensprecherin Beate Korehnke. Auf der Messe wird nicht nur gegessen und geschaut. Auf dem ErlebnisBauernhof haben an einem Gottesdienst nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes 500 Besucher teilgenommen.
Ein Messethema sind neue Einkommensquellen für die Landwirte, zum Beispiel durch nachwachsende Rohstoffe. Der verstärkte Einsatz der Rohstoffe hat nach Angaben von Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) bereits zu Lieferengpässen für die Nutzung von Bioenergie geführt.
»Die Zahl der Biogasanlagen in Deutschland nimmt ständig zu. Derzeit gibt es Wartezeiten von fast einem Jahr«, sagte die Ministerin am Samstag auf dem Ost-West-Agrarforum. Es werde davon ausgegangen, dass die Zahl der Biogasanlangen in Deutschland von jetzt 2100 auf bis zu 4000 Stück Ende 2005 steigen wird.
Die Landwirtschaft sei längst über die Rolle eines reinen Lebensmittelproduzenten hinaus gewachsen, was auch der Bereich Biokraftstoffe zeige. Dieser Kraftstoff habe in Deutschland einen Anteil von mehr als zwei Prozent des Dieselmarktes.
Nach Angaben von Till Backhaus (SPD), Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, betreiben Bauern Biogasanlagen mit bis zu zehn Megawatt. Im Vergleich mit der größten Offshore-Windanlage sei dies zwei Mal mehr, erklärte er. »Bei einer Weiterentwicklung der Technologie ist es denkbar, dass in 10 bis 15 Jahren Biokraftstoffe einen Anteil von bis zu 30 Prozent erreichen können«, sagte er. Zudem würden alte ölhaltige Kulturpflanzen wieder mehr genutzt und Landwirte lernten wie früher, Gratisangebote der Natur für die Energie zu nutzen.
Laut Künast sind nachwachsende Rohstoffe auch für die chemische Industrie von großer Bedeutung. »Im Bereich Biokunststoffe schätzen wir das Potenzial bis 2010 so ein, dass fünf bis zehn Prozent des Kunststoffverbrauches über Bioprodukte ermöglicht werden«, erklärte die Ministerin.
Mit der Nutzung der großen Potenziale nachwachsender Rohstoffe böten sich dem ländlichen Raum große Chancen. Denn neben einer Unabhängigkeit vom Ölpreis gebe es für Regionen auch die Chance, durch den Pflanzenanbau einer Versteppung vorzubeugen.

Artikel vom 24.01.2005