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»Schluss mit dem Billig-Wahn«


Schon vor einem Jahr hatte der Einzelhandelsverband Ostwestfalen-Lippe geplant, seinen Neujahrsempfang 2005 im neuen Museum MARTa in Herford zu geben. Aber: Das MARTa ist noch nicht fertig. Auf eine künstlerische Umgebung mochte man dennoch nicht verzichten und wählte deshalb die Kunsthalle Bielefeld.
Reinhard Dieter Wolf, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes OWL, sprach vor 180 Gästen davon, dass es für den Handel an der Zeit sei, »Klartext zu reden und Visionen an die Stelle von Wünschen und Illusionen zu setzen«. Eine solche Illusion sei die Hoffnung, der nächste Aufschwung mache »alles gut«. »Die Lage ist ernst«, erklärte Wolf. Die Rabatt- und Preisschlachten hätten eine ungeahnte Härte erreicht, bei Versuchen des Einzelhandels, mitzuhalten, gehe ihm schnell die Puste aus, die Preistransparenz sei auf der Strecke geblieben. Die Ausdehnung der Öffnungszeiten wirke kostentreibend.
Wolf forderte Vernunft innerhalb des Handels: »Ziel müssen einheitliche Kernzeiten am Standort sein.« Er warnte davor, dass die Arbeits- und Ausbildungsplätze im Einzelhandel in akuter Gefahr seien, einem »ungehemmten Vernichtungswettbewerb zum Opfer« zu fallen. Der Gesetzgeber müsse dafür sorgen, dem Ungleichgewicht am Markt durch befristete Maßnahmen entgegen zu wirken.
Jochen Willmann, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Bielefeld, verzichtete ebenfalls darauf, die Lage zum Jahresanfang rosarot zu malen. Er sprach von einem Krisenjahr des deutschen Einzelhandels, von Geschäftsaufgaben und Konsumverzicht. Wo die Konsumfreude herkommen soll - auch Willmann vermochte es nicht so recht zu sagen, denn: »Hauptursache für die Kaufzurückhaltung ist die hohe Arbeitslosigkeit. Wird dagegen kein Mittel gefunden, erleben wir keinen Aufschwung.« Er forderte: »Schluss mit dem Billig-Wahn«. Auch im Handel müsse sich die Erkenntnis durchsetzen, dass Kundenbindung mehr bedeute als günstige Preise.
Oberbürgermeister Eberhard David machte dem Einzelhandel ein wenig Hoffnung: »Er darf vorsichtig optimistisch sein, ein weiterer Konsumrückgang wird 2005 nicht mehr erwartet, wesentliche Umsatzgewinne jedoch auch nicht.« Er weiß: »Das Problem der Kaufzurückhaltung ist nicht allein durch Imagepflege zu lösen.«
Gekommen waren unter anderem Dr. Michael Vesper, stellvertretender Ministerpräsident des Landes, Fachhochschul-Rektorin Prof. Beate Rennen-Allhoff, Bundestagsabgeordnete Lena Strothmann, IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff, Angelika Gemkow (MdL), Baudezernent Gregor Moss und Herbert Weber, Geschäftsführer der OWL Marketing. Nach den Reden bot Dr. Björn Egging eine Führung durch die aktuelle Aalto-Ausstellung an. bp

Artikel vom 22.01.2005