22.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Er spürte, wer seine Hilfe brauchte«

Münchener nehmen Abschied von Modeunternehmer Moshammer - Beisetzung Samstag

München (ddp/AP/dpa). Die Yorkshire-Terrierhündin Daisy kann nach dem Tod ihres Herrchens Rudolph Moshammer weiter in dessen Villa leben. Moshammers letzter Wille sieht vor, dass sein Chauffeur dort einzieht und sich weiter um das Hündchen kümmert.

Einziger Erbe des Moshammer-Vermögens ist nach Angaben der »Bild«-Zeitung Immobilienhändler Walter Käßmeyer, der seit 1966 50 Prozent an Moshammers Modegeschäft hält. Er soll den Nachlass im Sinn des Ermordeten verwenden, sagte Käßmeyer dem Blatt.
Im Detail sieht das Vermächtnis vor, dass Daisy (11) bis zu ihrem Tod in der Villa wohnen bleiben soll. Danach könne das Haus verkauft und der Erlös für wohltätigen Zwecke eingesetzt werden. Der Chauffeur erbe auch die 100-Quadratmeter-Wohnung in Harlaching, in der er derzeit lebt. Dazu erhalte er eine monatliche Leibrente.
Ein Bankkonto-Guthaben plus der Gewinn der Versteigerung eines Originalhemdes von Napoleon aus »Mosis« Besitz werden dem Verein »Licht für Obdachlose« überschrieben. Der Erlös aus dem Verkauf von Autos und Schmuck soll an die Münchner Obdachlosen-Zeitung »Biss« gehen. Die Pächterin von Moshammers Münchner Wirtshaus »Hundskugel« und seine Grünwalder Haushälterin würden ebenfalls finanziell versorgt, hieß es.
Am Freitag warteten bereits um 8.30 Uhr etwa 40 Münchner vor der evangelischen Lukaskirche, um Rudolph Moshammer an seinem aufgebahrten Sarg die letzte Ehre zu erweisen. Als sich die Tür endlich öffnet, drängten sie ins Innere. Vor dem Altar stand der mit weißen Lilien geschmückte Mahagoni-Sarg. Daneben ein Bild von Moshammer, wie ihn München kannte und liebte: Das lackschwarze Haar hochtoupiert, auf dem Arm die Yorkshire-Hündin Daisy. Aus Lautsprechern erklang Haydn, den Moshammer auch in seiner Edelboutique »Carnaval de Venise« häufig spielte.
Manchen rührte die Szene zu Tränen. »Es tut mir weh, wie er gestorben ist. Ich möchte mich daran erinnern, was er alles für die Armen getan hat«, sagt Therese Kölbl und wischt sich die feuchten Augen. »Eine großartige Trauerfeier, das war sein Wille. So einen wie ihn wird es nicht mehr geben, er hatte immer etwas für die kleinen Leute übrig«, stimmt Franz Xaver Reichl zu. Die Motive der Besucher sind so vielfältig wie Moshammers Facetten: Die einen vermissen den schrägen Showmenschen, die anderen den sozial engagierten Millionär und mancher gar seine gewagten Kreationen. Reine Schaulust scheint kaum jemanden an den Sarg zu treiben. Die meisten tragen sich in die Kondolenzliste ein, die neben dem Ausgang aufliegt. »Er wird uns sehr fehlen«, sagte Luise Griesbeck. Ihren Verein für sozial schwache Jugendliche habe Moshammer immer unterstützt. »Er war sehr zugänglich und hat gespürt, wer Hilfe braucht.«
An diesem Samstag wird Rudolph Moshammer mit einem Trauerzug durch die Münchner Innenstadt zum Ostfriedhof überführt. Zu seiner Beerdigung sind 300 Gäste geladen. Im Mausoleum soll Moshammer neben seiner 1993 gestorbenen Mutter Else die letzte Ruhe finden. Die außergewöhnliche Ruhestätte wurde im Jahr 1898 zusammen mit den anderen Friedhofsgebäuden errichtet. Der tempelartige Grabbau mit der darunter liegenden 25 Quadratmeter großen Gruft sei zunächst durch den Hofschuhmachermeister von König Ludwig I belegt gewesen und seit Ende der 30er Jahre nicht mehr genutzt worden, sagte der Leiter der städtischen Friedhofsverwaltung, Herbert Huber.
Bereits im Jahr 1988 habe Moshammer das klassizistisch geprägte Mausoleum für 50 Jahre als letzte Ruhestätte für seine Mutter Else und sich erworben.

Artikel vom 22.01.2005