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Der SCP 07 sieht sich als Opfer

Ruf der Paderborner beschädigt - auch Aufstiegskampf manipuliert?

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Erst betroffen und jetzt tief getroffen: Fußball-Regionalligist SC Paderborn 07 sieht sich in der Manipulations-Affäre um den Berliner Schiri Robert Hoyzer als Opfer. »Der Imageschaden ist riesengroß«, sagte Vizepräsident Martin Hornberger, der auf eine schnelle Aufklärung hofft.

»Niemand spricht mehr von unseren Pokalpartien gegen Hamburg, Duisburg und Freiburg. Da haben wir Riesenspiele geliefert, die jetzt beschmutzt werden«, ist Kapitän Thijs Waterink stocksauer. In die gleiche Richtung geht auch der Kommentar des Trainers. »Unsere Erfolge werden nun in Frage gestellt. Das macht mich traurig, das hat die Mannschaft auch nicht verdient«, ist Pavel Dotchev fassungslos. Auch der Sportliche Leiter Günther Rybarczyk reagiert schockiert: »Ich habe erst an einen üblen Scherz gedacht. Aber jetzt schlägt die Geschichte immer höhere Wellen, und wir müssen uns plötzlich auch noch rechtfertigen.«
Am Samstagnachmittag war SCP-Geschäftsführer Michael Born von DFB-Pressesprecher Harald Stenger über die Manipulations-Affäre um den Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer informiert worden, danach ging der Deutsche Fußball Bund mit der Nachricht an die Öffentlichkeit. »Seitdem steht mein Telefon nicht mehr still«, sagt Born. TV-Teams von der ARD-Sportschau und vom Deutschen Sportfernsehen (DSF) besuchten bereits am Morgen den Drittligisten, interviewten Spieler, Trainer und den Vorstand.
»Ich verstehe gar nicht, wo das Problem ist. Wir haben das Pokalspiel gegen den Hamburger SV hochverdient gewonnen«, kann Dotchev den Rummel nicht so ganz nachvollziehen. »Wer gesehen hat, wie schlecht die Hamburger in der zweiten Halbzeit gespielt haben, der muss sich fragen, ob da nicht einige HSV-Spieler bei Oddset gewettet haben«, kann Born die Vorwürfe gegen den Unparteiischen nur schwer nachvollziehen: »So viel Einfluss auf den Spielverlauf kann doch ein Schiri gar nicht nehmen.« Born nennt als Beispiel den mit 1:5 verlorenen Paderborner Pokalknüller vom 27. August 2001 gegen Bayern München: »Das Spiel hätte unser Platzwart pfeifen können, und wir hätten trotzdem keine Chance gehabt.«
Chancenlos war aus Sicht der Paderborner auch der HSV. »Die waren in einer Krise, kamen als Letzter zu uns und sind nach unserem Anschlusstor zusammengebrochen«, kann der Ex-HSVler Dotchev die Reaktionen aus Hamburg nicht verstehen: »Toppmöller hat nicht gegen uns seinen Job verloren, da passte schon vorher nichts zusammen.«
Sollten sich die Vorwürfe gegen Hoyzer dennoch bestätigen, sieht sich der SCP sogar als doppeltes Opfer. Denn Hoyzer hätte dann nicht »nur« den Ruf des SC Paderborn 07 beschädigt, sondern vermutlich auch Einfluss auf den Regionalliga-Aufstiegskampf genommen. Im Visier der Paderborner ist die Partie FC St. Pauli gegen den VfL Osnabrück. Genau eine Woche vor dem Pokalspiel in Paderborn leitete Hoyzer dieses Meisterschaftsspiel, das der Regionalliga-Rivale aus Osnabrück nach 0:2-Rückstand 3:2 gewann. »Hoyzer pfiff kurz vor Schluss einen Elfer für Osnabrück, der keiner war«, blickt Born zurück.

Artikel vom 24.01.2005