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Altenheime, ihre
Kosten und Leistungen

Diskussionsveranstaltung als Auftakt zu einer Reihe

Von Sabine Schulze
Bielefeld (WB). Oftmals erst wenn die ambulante Pflege ausgereizt ist und eine Heimunterbringung alter Menschen unabdingbar erscheint, befassen sich die Angehörigen mit der Frage, was ein Pflegeheim kostet. Und nicht selten sind sie bass erstaunt, was auf ihren Vater oder ihre Mutter zukommt, hat Ulrich Kusenberg erlebt.

»Warum sind Altenheime so teuer?« lautet deshalb eine Diskussionsveranstaltung, zu der die Bielefelder Altenheime am kommenden Donnerstag, 27. Januar, 17 Uhr, ins Ravensberger Seniorenzentrum einladen.
Sie ist Auftakt einer Veranstaltungsreihe unter dem Titel »Forum Alter«, die zeigen soll, wie Menschen ihren Lebensabend verbringen können und welche Angebote und Einrichtungen es gibt. Themen werden daher die Finanzierung, Alterserkrankungen, Chancen und Schwächen der Bürokratie, aber auch die ehrenamtliche Arbeit sein.
Weil die Finanzierung der Altenpflege oft nur schwer zu durchschauen ist, widmet sich die Auftaktveranstaltung bewusst diesem Thema. Und bewusst ist die Einstiegsfrage auch provokant formuliert. Dabei sind Kusenberg, Leiter des Ravensberger Seniorenzentrums, sowie seine Kollegen Sabine Linnemann (Wilhelm-Augusta-Stift der AWO) und Martin Eickhoff (Stiftungsbereich Altenhilfe Bethel) durchaus der Meinung, dass die Altenheime nicht zu teuer sind: »Die Preise sind angemessen für das, was wir leisten.«
Ihnen allen ist bewusst, dass sie in ihrer Arbeit einen Spagat machen müssen: »Aus wirtschaftlichen Gründen sind die Träger von Altenpflegeheimen an Bewohnern mit möglichst hoher Pflegestufe interessiert. Die bringen das meiste Geld.« Von ihrem professionellen Anspruch her möchten sie alte Menschen aber nicht nur verwahren, sondern so aktivieren, dass sie womöglich wieder mobiler werden.
Derzeit liegen die Kosten für einen Heimplatz bei durchschnittlich 2900 Euro. Davon trägt bei Pflegestufe 2 die Pflegekasse 1279 Euro. Es bleiben etwa 1800 Euro, die aufgebracht werden müssen. »Dafür müssen eigenes Barvermögen, Aktien und Lebensversicherungen bis auf 10 000 Euro eingesetzt werden«, betont Eickhoff. Eine Immobilie aber, die der Partner bewohnt, bleibt außen vor. Wenn dies alles ausgereizt ist, bleibt der Antrag auf Pflegewohngeld (maximal 500 Euro), danach werden Kinder zur Kasse gebeten, bevor die Sozialhilfe eintritt.
Bezahlt werden den Heimen Kost und Logis, die Investitionskosten und die körperliche Pflege wie das Waschen. »Die Behandlungspflege, zum Beispiel einen Verbandswechsel oder die Medikamentengabe, oder die Zuwendung für Verwirrte leisten wir, weil das erwartet wird. Bezahlt wird das von keiner Pflegekasse«, betont Kusenberg.
Darüber, wo zu sparen ist, ob und wie Altenheime günstiger zu führen seien, welche Pflegeleistungen erbracht werden und über vieles mehr diskutieren am kommenden Donnerstag Udo Meyer (Diakonisches Werk), Georg Pütz (DAK als Vertreter der Kostenträger) und Klaus-Dieter Heinrich (Bielefelder Heimleiter und Verhandlungspartner bei Pflegesatzverhandlungen). Die Moderation hat Vera Wiehe (WEGE).

Artikel vom 21.01.2005