200 000 Pakete für Flutopfer - komplizierte Logistik
Von Michael Diekmann und Hans-Werner Büscher (Foto) Bielefeld (WB). Tagsüber sieht Christof Sander nur Päckchen - und nachts träumt er von ihnen. Alle Päckchen mit der Aufschrift »Wir wollen helfen« bringen private Sachspenden für die große eBay-Auktion zu Gunsten der Flutopfer. Und alle laufen einmal durch die EDV des Bielefelder Internet-Dienstleisters SELL-Marketing: insgesamt mehr als 200 000 Pakete.
»Diese Auktion hat alle Erwartungen übertroffen«, versichert Sander, einer der Gesellschafter und Gründer der SELL-Marketing, die online-Fanshops ebenso betreut wie die Warenversandsysteme und das Merchandising von Unternehmen, Prominenten oder Internetagenturen. Mit der Aktion »Wir wollen helfen« wurde alles anders, wurden alle Dimensionen gesprengt. Da sind sich die Verantwortlichen von Internet-Auktionshaus eBay, Deutscher Post AG, Logistikunternehmen DHL und SELL in Bielefeld einig. Bereits kurz nach der schlimmen Flutkatastrophe, rechtzeitig zur Spendengala mit Springer-Verlag und Post AG, hatte eBay erstmals eine Sachspendenaktion ins Leben gerufen. Sachspenden konnten einfach in einen Karton verpackt und in einer der 11 000 Postfilialen bundesweit abgegeben werden, DHL übernahm den Transport und SELL die Aufgabe, jede Sachspende zu fotografieren, zu beschreiben und ins Internet zu stellen sowie in drei Tage dauernden Auktionen zu versteigern. Das bisherige Ergebnis: ein Spendenmarathon, dessen Ende am 6. Februar absehbar sein soll. Bis dahin bearbeiten, auch wenn die Post schon seit dem 17. Januar keine Spendenpakete mehr annimmt, etwa 200 Helfer und Aushilfen auf Zeit in drei Schichten rund um die Uhr mit Digitalkamera und Computer Auktionspakete - täglich mehr als 6000 Stück. Im Einsatz sind die Helfer in der SELL-Zentrale in Bielefeld ebenso wie im DHL-Zentrum bei Braunschweig, wo die Warenströme zusammenlaufen. Dass am Ende der Auktionen, in denen Eheringe, alte Ballkleider und hochwertige Sammeltassen ebenso unter den Hammer kommen wie ausgediente Hausgeräte oder Autozubehör, ein Millionenbetrag stehen wird, ist für Christof Sander klar. Immerhin sind zwei Drittel der Spendenpakete noch gar nicht bearbeitet worden, werden händeringend weitere Helfer gesucht, die mit dem Computer umgehen können und etwas eBay-Erfahrung besitzen (weitere Informationen unter Telefon 0521/2381215). Was die Organisatoren indes besonders begeistert, ist die Selbstverständlichkeit, mit der im Verlauf der in Deutschland einzigartigen Aktion selbst die ungewöhnlichsten Probleme völlig unkompliziert gelöst worden sind, das gesamte Konzept von einer echten Begeisterung für die gemeinsame Hilfe getragen wurde. Christof Sander: »Das galt sogar für die Mobilität der Mitarbeiter. Das Audi-Zentrum Schröder hat uns einfach Autos gestellt, um zwischen Bielefeld und Braunschweig pendeln zu können.«
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