21.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Kleiner, aber feiner Chemie-Standort«

»Baxter Oncology« investiert in ehemaliges Asta-Gelände - Arbeitsplätze bleiben sicher

Von Ulrich Hohenhoff
Brackwede (ho). Eines der markanten städtebaulichen Wahrzeichen im so genannten »goldenen Finger«, dem schmalen Industriegebiet zwischen Bahn und Artur-Ladebeck-Straße, wird über kurz oder lang verschwinden. »Baxter Oncology GmbH« (vormals ASTA-Werke) hat damit begonnen, das Betriebsgelände neu zu strukturieren.

Im Zuge von Rückbaumaßnahmen wird auch das alte Verwaltungsgebäude abgerissen. »Der Bielefelder Standort wird eine kleine, aber feine Chemiefabrik, gerüstet für die Zukunft«, begründen Wolfgang Degener und Jürgen Fleischer von »Baxter Oncology« die Neugestaltung des 54 000 Quadratmeter großen Industrieareals.
Künftig werde das Unternehmen sich auf eine Fläche von rund 10 000 Quadratmetern konzentrieren, die Kernsubstanz alter Gebäude bleibe zwar erhalten, werde aber zum Teil um mehrere Stockwerke zurückgebaut. »Und dann mit einem hochmodernen Innenleben ausgestattet«. So wie das mit dem »Technikum« bereits geschehen ist. Rund zwei Millionen Euro investierte »Baxter« hier im Jahre 2002, innen ist das SCB (Scale up Center Bielefeld) entstanden, in dem chemische Wirkstoffe »vom Labor- bis zum Produktionsmaßstab hergestellt werden«. Die eigentliche Herstellung der Arzneimittel erfolgt dann am Hauptfirmensitz in Halle/Westfalen.
»Durch Abriss und Rückbau erreichen wir am Standort Bielefeld eine an der Zukunft orientierte Größe«, sagt Wolfgang Degener, Director »Engineering & Technical Services«. Einen »deutlich einstelligen Millionenbetrag« wird »Baxter« zudem in den nächsten Jahren in Brackwede investieren, die Werkanlagen sollen kontinuierlich verbessert werden. »Die noch vorhandenen 30 bis 40 Arbeitsplätze sind sicher, außerdem bilden wir hier im Beruf des Chemikanten aus«, ergänzt Jürgen Fleischer, Director »Human Ressources & Site Services«.
Am deutlichsten werden die »von der Straße« aus sichtbaren Veränderungen mit dem Abriss des 1969 erbauten sechsstöckigen Verwaltungsgebäudes (hier waren früher mehr als 150 Mitarbeiter tätig), den angrenzenden ehemaligen Laboratorien und der Qualitätskontrolle. Bevor die Bagger anrücken, werden die nicht mehr genutzten Betriebsteile entkernt, bis auf den Rohzustand zurückgebaut, Altlasten entsorgt.
Dabei muss von dem beauftragten Spezialunternehmen mit größter Sorgfalt vorgegangen werden. »Im Fundamentbereich kann es noch sensible Baumaterialien wie Teerpappe oder andere, nach heutigen Maßstäben »gefährliche Baustoffe«, geben, der Dachstuhl ist sicher mit Holzschutzmitteln behandelt oder es gibt Asbest-Materialien«.
Auch die in der Produktionsphase verwandten Rohrleitungen, deren Ummantelungen sowie Klimaanlagen würden kontrolliert, gereinigt und erst dann fachgerecht entsorgt. Die Gebäude stehen seit Jahren leer, »verursachten nur Kosten«.
Wolfgang Degener lobt die gute Zusammenarbeit mit den Behörden, mit Gutachtern, dem staatlichen Amt für Umwelt- und Arbeitsschutz OWL, dem Umwelt- und dem Bauordnungsamt der Stadt Bielefeld. Gemeinsam sei ein Konzept entwickelt worden. Der Rückbau umfasst rund 20 000 Kubikmeter umbauten Raum. »Damit schrumpft das Betriebsgelände nahezu um die Hälfte«, sagt Degener. Einige Gebäude, wie die legendäre aus dem Jahr 1900 stammende »Asta-Klause« sind bereits abgerissen worden. »Das hat unseren Mitarbeitern damals sehr weh getan, waren mit dem Haus doch viele Erinnerungen verbunden«.
Nach Abschluss der Baumaßnahmen seien die dann freien Flächen des Standortes von allen Lasten einer rund 100-jährigen industriellen Bewirtschaftung befreit und mit geringstem Aufwand zu unterhalten. »Über eine weitere Nutzung ist noch nicht entschieden, wir sehen zur Zeit auch keine Notwendigkeit, das Gelände zu veräußern«, erklärten Jürgen Fleischer und Wolfgang Degener. Eine Industriebrache aber bleibe nicht zurück. »Das Gelände wird auch künftig von der Artur-Ladebeck-Straße aus einen präsentablen Anblick bieten«.

Artikel vom 21.01.2005