22.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Verschenkte Chance

Australian Open: Grönefeld verpasst das Achtelfinale

Melbourne (dpa). Die Augen waren gerötet, die Riesenchance dahin: Nach dem verschenkten Einzug in das Achtelfinale der Australian Open sprach der tränenerfüllte Blick von Anna-Lena Grönefeld mehr als alle Worte.

Die 19-Jährige vergab mit dem 5:7, 4:6 gegen die ein Jahr jüngere Russin Vera Duschewina am Freitag die bisher größte Gelegenheit, die Tennis-Welt auf sich aufmerksam zu machen. Damit haben sich alle vier deutschen Damen in Melbourne wie befürchtet frühzeitig verabschiedet, von den einst acht deutschen Herren hatte nur Philipp Kohlschreiber die dritte Runde erreicht.
Noch in der vergangenen Woche hatte Grönefeld mit dem gleichen Ergebnis beim WTA-Turnier in Canberra gegen Duschewina gewonnen. Diesmal gelang ihr bei acht Möglichkeiten kein Break. »Das war der Knackpunkt. Die Weltklassespielerinnen nutzen die eine Chance, die sie haben «, sagte das in Phoenix trainierende Talent. Dazu kamen 44 leichte Fehler. »In diesem Fall war ich vielleicht zu aggressiv. Ich wollte zu früh zu viel«, sagte Grönefeld. »Viele Bälle waren knapp im Aus. Wären einige rein gegangen, hätte es anders ausgesehen.«
Duschewina sicherte sich nach 87 Minuten den Achtelfinal-Einzug, in dem US-Open-Siegerin Swetlana Kusnetsowa aus Russland wartet. »Es ist sehr ärgerlich. Ich bin sehr enttäuscht«, sagte Grönefeld und versuchte, ihrem bisher besten Grand-Slam-Resultat zumindest etwas Positives abzugewinnen.
Doch Zufriedenheit ist auf dem angestrebten Weg in die Top 20 nicht ihre Sache, und dieser Ehrgeiz gefällt der neuen Fedcup- Teamchefin Barbara Rittner. »Anna-Lena soll eine Führungsposition übernehmen, und das wird sie auch. Die geht ihren Weg«, prophezeite Rittner in Melbourne, wo sie ansonsten Niederlagen von Anca Barna, Marlene Weingärtner und Julia Schruff zu sehen bekam.
Einen Schnitt wird es beim Fedcup-Spiel gegen Indonesien am 23. und 24. April in Essen noch nicht geben. Für die Partie, mit der der erste Schritt zum Aufstieg in die Top acht der Welt gelingen soll, rechnet Grönefeld auch mit Barna, die nach einem Streit mit dem Deutschen Tennis Bund zuletzt nicht mehr für das deutsche Team angetreten war. Um Grönefeld und ihren Trainer sowie Rittner hatte es Irritationen gegeben, die jedoch ausgeräumt sind.
Bei Barna und Weingärtner, 2002 letzte deutsche Achtelfinalistin in Melbourne, sitzt laut Rittner die Enttäuschung über die verpasste Olympia-Teilnahme sehr tief. Doch auf die etablierten Kräfte, die ihr Potenzial offensichtlich ausgereizt haben, will Rittner noch nicht verzichten. Die Nummer eins ist jedoch Grönefeld, sie rangiert aus Rittners Sicht schon jetzt eine Stufe über allen anderen. Zumindest im Doppel zog die Nordhornerin mit der Französin Marion Bartoli ins Achtelfinale ein, weil die favorisierten Gegnerinnen Lisa Raymond und Rennae Stubbs früh aufgaben. Auch Daviscup-Spieler Alexander Waske und sein Partner Jürgen Melzer (Österreich) kamen weiter.

Artikel vom 22.01.2005