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»Großes Herz - Großes leisten«

Handball: Dezimierte HSG Bielefeld will gegen Wermelskirchen punkten

Bielefeld (WB/jm). Vier Wörter, eine Hoffnung. »Es muss alles passen«, nennt Trainer Heiko Holtmann die Grundvoraussetzung dafür, dass der Tabellenvorletzte HSG Bielefeld nach dem 17. Spieltag der Handball-Regionalliga gegen den Wermelskirchener TV (Sa., 18.30 Uhr, Seidensticker Halle) nicht weiter den Kontakt zu den Nichtabstiegsplätzen verliert. »Nur die Punkte zählen. Ein schönes Spielchen ist zweitrangig und hilft uns nicht weiter«.

Angesichts des akuten Personalengpasses nimmt Holtmann seine Führungsspieler besonders in die Pflicht. »Wenn's läuft, ist alles in Ordnung. Aber wenn ein Bruch in unserem Spiel ist, ist niemand in der Lage, das Spiel wieder fest in den Griff zu kriegen und die Fehlerquellen abzustellen«, nennt der Coach als größtes Manko für so manchen (unnötigen) Punktverlust. Tritt diesbezüglich keine Besserung ein, werden es die Bielefelder schwer haben, den drohenden Sturz in die Viertklassigkeit noch abzuwehren.
Den Tabellendritten Wermelskirchen schätzt Holtmann als »sehr erfahrene, abgeklärte und ausgeglichen besetzte Mannschaft. Die sind in der Lage, ihr Niveau über 60 Minuten zu halten«, stellt er sein Team auf eine »eminent schwierige Aufgabe« gegen einen »locker und befreit aufspielenden Gegner« ein. Und wenn es denn mal nicht so läuft - wie am Vorwochenende gegen Korschenbroich, als es 18:21 hieß - »dann drehen sie auf einmal auf«, warnt Holtmann ein bisschen neidisch. 11:4 Tore später war die Entscheidung dank eines treffsicheren Sven Hüsemann (11) gefallen.
Das erste Aufeinandertreffen am 2. Spieltag hatte die HSG mit 21:25 verloren und ist diesmal noch ungleich dünner besetzt. Fest steht, dass keine A-Jugendlichen (spielen zeitgleich bei HSG Handball Lemgo) abgezogen werden. »Die A-Jugend hat Vorfahrt. Das war vor der Saison besprochen, und dieses Versprechen bleibt definitiv stehen«, betont HSG-Chef Heinrich Rödding. Heiko Holtmann wird sich wie schon in Ibbenbüren mit warmmachen und ggf. auch einwechseln. Der HSG-Coach hofft, dass Carl-Moritz Wagners linke Schulter (»In Ibbenbüren konnte er nur mit einer Hand decken«) nach einwöchiger Schonzeit durchhält.
So wertvoll kann eine funktierende Deckungsarbeit sein: Mit bloß 13 mehr erzielten Treffern als die HSG Bielefeld hat Wermelskirchen zehn Punkte mehr auf dem Konto. Auch wenn die Gäste mit 411 Gegentreffern in 16 Spielen die beste Abwehrreihe der Liga aufweisen, so macht Hoffnung, dass der letzte Auswärtssieg des Wermelskirchener TV (28:23 in Niederpleis) auf Anfang November 2004 datiert ist.
Heinrich Rödding hofft auf eine Trotzreaktion. »Ich kenne solche Situationen aus eigener Erfahrung. Aber wir hatten früher Spieler mit einem großen Herz dabei, die dann Großes geleistet haben. Das vermisse ich heute, dass Spieler über sich hinaus wachsen. Ich würde mich zu gerne eines Besseren belehren lassen«.
Bis zum 15. Februar könnte die HSG Bielefeld theoretisch eine Nachverpflichtung tätigen. »Alle Spielervermittler, die wir kontaktiert haben, sagen das gleiche: Wir haben nichts«, so Trainer Heiko Holtmann über die Bemühungen, einen Transfer zu bewerkstelligen. Eine zusätzliche Verpflichtung sei aus wirtschaftlichen Erwägungen ohnehin nicht möglich. »Das geht nur über einen Austausch mit dem bestehenden Personal, innerhalb des bestehenden Etats. Unser Rahmen ist sehr begrenzt«, erläutert Rödding. Im Klartext: Kommt noch ein Guter, muss einer gehen.

Artikel vom 22.01.2005