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Ihrer Zeit weit voraus

Vivian Naefes Film »Wellen« mit Marie Bäumer

Arte, 20.40 Uhr: Im Sommer 1913 verbringt Familie von Buttlär die großen Ferien an der Ostsee. Fasziniert sind die Kinder von einer Frau, die mit einem jungen Maler in einer Fischerhütte wohnt: Gräfin Alice von Köhne-Jasky, die ihren Mann verlassen hat, um ein neues Leben zu beginnen.

Vivian Naefes neuer Film »Wellen« erzählt von erotischen Konflikten, offenen Intrigen und geheimer Verzweiflung. Arte zeigt den Film als Erstausstrahlung, im Sommer ist er im ZDF zu sehen.
Die Kinder Lolo, Nini und Wedig interessieren sich von Anfang an nur für die eine Person, über die Mutter und Großmutter auf Englisch sprechen, damit die Kinder nichts vom unsittlichen Verhalten der Dame (Marie Bäumr) erfahren. Alices Liebesrausch ist indessen längst verflogen, und sie empfindet die isolierte Existenz in der Fischerhütte als Einengung. Die 17-jährige Lolo von Buttlär (Katy Eyssen) fühlt sich zu der erfahrenen Frau hingezogen.
Doch auch Lolos Verlobter, der Husarenleutnant Carl von Gonthard (Florian Stetter), und der verkrüppelte Geheimrat Frosenius (Christian Grashof) bemühen sich um die schöne Gräfin. Alice und Carl verbringen eine Liebesnacht. Doch Alice ist sich sicher, dass sie ihr Ideal eines freien Lebens auch in einer Liebe mit Carl nicht verwirklichen kann. Lolo will sterben, als sie von der Beziehung erfährt, doch der Maler Til Knop (Sebastian Blomberg) rettet sie aus dem Meer. Til selbst nimmt sich jedoch wegen Alices Treulosigkeit das Leben: Er fährt im Sturm aufs Meer hinaus und ertrinkt.
Danach fügt sich alles: Am Ende des Urlaubs ist auch Lolos Kindheit zu Ende, und sie wird standesgemäß Carl heiraten, für den Alice nur eine Affäre war. Die von Buttlärs reisen ab, und Alice bleibt. Sie wird mit dem klugen Frosenius über das Lebens reden. Der sieht in Alice eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus ist.
In weiteren Rollen sind Matthias Habich als Vater von Buttlär, Monica Bleibtreu als Generalin von Palinkow und Sunnyi Melles als Bella von Buttlär zu sehen. Das Drehbuch schrieb Günter Schütter nach dem 1911 erschienenen Roman von Eduard von Keyserling (1855-1918), der vorwiegend Erzählungen und Romane verfasste.

Artikel vom 21.01.2005