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»Schmerz kaum zu ermessen«

Bundespräsident Köhler würdigt Hilfsbereitschaft nach Flutkatastrophe

Berlin (ddp). Bundespräsident Horst Köhler hat den Angehörigen der Opfer der »furchtbaren« Flutkatastrophe in Südostasien seine Anteilnahme versichert.Horst Köhler beim
Staatsakt in Berlin.

»Wir können Ihren Schmerz kaum ermessen, doch wir trauern mit Ihnen«, sagte Köhler gestern in Berlin bei dem Staatsakt zum Gedenken an die »wohl weit mehr als 200 000 Opfer« des Seebebens vom 26. Dezember. Zugleich würdigte er den Einsatz der Mitarbeiter der Hilfswerke vor Ort, die »Unglaubliches« leisteten und dabei »bis heute Schreckliches verkraften« müssten.
Nachdrücklich hob das Staatsoberhaupt auch die Unterstützung und Spendenbereitschaft der Bevölkerung in Deutschland hervor, die von echter Hilfsbereitschaft zeuge. »Wenn es darauf ankommt, helfen die Menschen in Deutschland«, unterstrich der Bundespräsident. Mit kleinen oder großen Beträgen hätten Millionen privater Spender für die Flutopfer eine gewaltige Summe zusammengebracht. Auch habe die Bundesregierung 500 Millionen Euro bereitgestellt. Dies sei angesichts des Ausmaßes der Katastrophe ein »angemessener Betrag« .
Mit der Flutkatastrophe hätten die Menschen begriffen, dass sie alle in »einer Welt« lebten und zusammengehörten, betonte Köhler weiter. »Wir entdecken Partnerschaften mit entfernten Regionen, und wir schöpfen so neue Kraft zum Handeln«, sagte das Staatsoberhaupt.
Dabei wünsche er, dass das Bewusstsein anhält, »für den anderen da sein« zu müssen. Die Zeit sei gekommen, neu über die »Zusammenarbeit der Staatengemeinschaft« und die Hilfen für arme Länder insgesamt nachzudenken. »Wann - wenn nicht jetzt - werden wir die Kraft finden, unser Handeln auch als Weltinnenpolitik zu verstehen?«, fügte der Bundespräsident hinzu.
Er mahnte zudem ein »neues Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Natur« an. Auch künftig werde es Erdbeben und Überflutungen geben, doch »auch Umweltschäden, die wir selbst verursachen, werden sich rächen«, warnte Köhler. Der »Respekt vor der Natur« nehme »die lllusion, wir hätten mit der Zivilisation garantierte Sicherheit«.
Der Bundespräsident verknüpfte in seiner Rede mit der Bewältigung der Katastrophenfolgen auch die Hoffnung, dass die blutigen Konflikte in den betroffenen Ländern in Südostasien bald beendet werden können. Er verwies dabei auf die Bürgerkriege in Sri Lanka und der indonesischen Provinz Aceh. Seite 4: Leitartikel

Artikel vom 21.01.2005