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Jetzt kommen die Täter mit Rammen

Nach Blitzeinbruch Streifenwagen lahmgelegt

Von Christian Althoff
Detmold (WB). Die teuren Stahlpoller, mit denen Juweliere verhindern wollen, dass Einbrecher mit Autos in ihre Geschäfte rasen - sie schrecken die Täter nicht länger ab: Jetzt benutzen die Blitzeinbrecher lange Stahlrammen, die zwischen zwei Pollern hindurchpassen.

Jüngstes Opfer wurde gestern Juwelier Martin Dodt in der Detmolder Fußgängerzone. Kurz vor 4 Uhr hatten drei maskierte Täter ihre Ramme vor seinem Geschäft aufgebaut. Zentraler Bestandteil der Konstruktion war ein vier Meter langes Vierkantrohr. An einem Ende war ein Rohrkreuz angeschweißt, das die Täter direkt vor der Eingangstür aufstellten. Am anderen Ende des Rohres hatten die Männer eine große Stahlplatte montiert. Polizeisprecher Uwe Bauer: »Dann raste einer der Einbrecher mit einem gestohlenen Mercedes gegen die Eisenplatte.« Der Aufprall war so kraftvoll, dass die Ramme nicht nur die Panzerglasscheibe und das dahinterliegende Sicherheitsgitter durchbrach, sondern der Mercedes einen Schutzpoller aus der Verankerung riss und erst vor der zerstörten Eingangstür zum Stehen kam.
Es war 4.01 Uhr, als die Alarmanlage des Juweliers ausgelöst wurde und die Videokamera im Verkaufsraum ihre Aufzeichnung begann. Junior-Chef Martin Dodt: »Drei maskierte Täter brachen unsere Vitrinen auf und rafften Uhren und Schmuck zusammen.« An die wertvollen Stücke kamen sie allerdings nicht heran: »Die liegen nachts im Tresor.« Der Juwelier schätzt den Wert der Beute auf etwa 20 000 Euro. »Schlimmer ist der Gebäudeschaden, der um ein Vielfaches höher ist.«
Es war bereits der fünfte Blitzeinbruch in das Detmolder Geschäft. Nach den ersten Einbrüchen hatte die Familie Dodt, die in Gütersloh und Verl weitere Geschäfte betreibt, lange mit der Detmolder Stadtverwaltung gerungen, um massive Poller vor ihrem Geschäft aufstellen zu dürfen. »Und jetzt schützten uns die Dinger nicht einmal mehr«, sagte der Juniorchef verbittert und blickte auf das Trümmerfeld, dass die Täter hinterlassen hatten.
Auch ihre Flucht hatten die Blitzeinbrecher gut vorbereitet: Sie warfen aus ihrem Wagen selbstgeschweißte, spitze Blechwinkel auf die Straße, um Polizisten von einer Verfolgung abzuhalten. Uwe Bauer: »Die Rechnung der Täter ging auf: Zwei Streifenwagen konnten wegen platter Reifen nicht weiterfahren.« Die Täter entkamen unerkannt.
Nach Angaben des Landeskriminalamtes haben Blitzeinbrecher im vergangenen Jahr in NRW 30 Mal zugeschlagen und Zigarettengeschäfte, Elektronikmärkte und Juwelierläden leergeräumt. »Dabei wurden nicht immer so professionelle Rammen wie in Detmold benutzt. Einige Täter nahmen einfach stabile Sitzbänke als Ramme, die sie in Fußgängerzonen vorgefunden hatten«, erklärt Klaus Winckel aus Hagen. Er betreibt den sogenannten Juwelier-Warndienst und informiert seine Kollegen über die neusten Maschen von Trickdieben und Einbrechern.
Und er weiß, wie sich jetzt die ersten Juweliere gegen die neuen Rammen schützen: »Sie lassen unmittelbar hinter ihrer Eingangstür versenkbare Poller im Verkaufsraum einbauen. Die werden abends hochgefahren und schützen vor Angriffen - zumindest so lange, bis sich die Täter eine neue Methode ausgedacht haben.«

Artikel vom 21.01.2005