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»Die raufen sich wieder zusammen«

Reiter Beerbaum und Becker streiten - Bundestrainer muss schlichten


Leipzig (dpa). Der Bundestrainer ist als Schlichter gefragt. Nach dem erneut hochgekochten Streit zwischen Ludger Beerbaum und Otto Becker verlangt Kurt Gravemeier am Wochenende beim Weltcup-Turnier in Leipzig ein klärendes Gespräch. »Klar kann ich das nicht schleifen lassen«, sagte der Coach der deutschen Springreiter: »Wir müssen uns zusammensetzen und unter sechs Augen vernünftig miteinander reden.« Für Meinungsverschiedenheiten sorgt weiter das Vorgehen beim Kampf um die olympischen Goldmedaillen.
Zuletzt beim Turnier in Münster war der seit Monaten schwelende Streit zwischen Beerbaum und Becker neu entflammt. Während Beerbaum dazu tendiert, den Richterspruch des Weltverbandes FEI und den damit einhergehenden Verlust des Mannschafts-Goldes von Athen zu akzeptieren, verlangt sein Teamkamerad das Ausschöpfen aller rechtlichen Mittel. »Das ist er uns schuldig«, sagte Becker. Der Weltcup-Sieger von 2002 ärgert sich zudem darüber, dass Beerbaum ihn nicht ausreichend und schnell über die Abläufe nach Bekanntwerden der positiven Dopingprobe informiert habe.
Beerbaum konterte mit einem kecken Spruch. »Hätte Otto noch eine Zigarre im Mund, würde er mich stark an Rudi Assauer erinnern, der über die Bayern zetert«, meinte der Weltranglisten-Erste vor laufender Kamera. Das Verhältnis der beiden Topreiter, die bereits in Sydney zusammen Olympia-Gold gewannen, ist seit längerem getrübt. Spätestens seit Beerbaum vor zweineinhalb Jahren in Donaueschingen über den Abreiteplatz schrie: »Lern du erstmal reiten.«
Der Bundestrainer muss nun vermitteln. »Das sind gestandene Leute«, sagte Gravemeier, »da wird es keinen Zickenkrieg wie in anderen Sportarten geben.« Beim Weltcup-Turnier in Leipzig müssen die beiden ebenso wenig in einem Team reiten wie beim Final-Turnier in Las Vegas, aber im Juli bei der EM im italienischen San Patrigano sollen sie gemeinsam den Titel verteidigen. »Die raufen sich wieder zusammen«, meinte der Bundestrainer.

Artikel vom 20.01.2005