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Die Kunst des Zeichners
und der Reiz der Skizze

Ausstellung von Prof. Thomas Schröder in der FH

Von Sabine Schulze
Bielefeld (WB). Kuli, Rötelstift, Fineliner, sogar ein mit Farbe nachgefüllter Deoroller - Prof. Thomas Schröder nimmt alles: »Hauptsache, es macht Striche.« Denn Zeichnen ist seine Art, sich mitzuteilen, ist seine Leidenschaft und seine Profession.

30 Jahre lang hat der 1939 in Berlin geborene Architekt, der sich auch mit Stadt- und Schulplanung sowie Schulentwicklung befasste, am Fachbereich Architektur und Bauingenieurwesen der Fachhochschule Bielefeld Grundlagen der Gestaltung und Freihandzeichnen gelehrt. »Aufs Blatt geworfen« ist eine Ausstellung betitelt, die die Arbeit von Schröder würdigt. Bis zum 30. März ist sie in der Galerie der FH-Verwaltung, Kurt-Schumacher-Straße 6, zu sehen.
Städte, Landschaften und Menschen, vor allem menschliche Akte sind sein Thema. Sein Anliegen war, die Kreativität der Studierenden zu wecken, sie zum genauen Hinschauen zu zwingen und ihnen das klassische Zeichnen nahe zu bringen. »Heute arbeiten die Studenten schon als Anfänger nur noch mit dem Computer. Das Haptische fehlt«, meint Schröder. Das aber konnte er ihnen vermitteln, wenn sie mit Block, Stift und Reißschiene zu Werke gehen mussten. Die hingeworfene Skizze, der rasche Entwurf von Serien, das Freihandzeichnen - das ist es, was die Studierenden von ihm lernten.
Die Ausstellung zeigt daher nicht nur seine eigenen Arbeiten, sondern ebenso die Aufgabenstellungen - schon künstlerisch gestaltete Mischungen aus knapp formulierten Anweisungen (»Radiert wird nicht« oder »Wechseln sie Ihr Arbeitstempo zwischen Gelassenheit und scharfem Trab«) mit kleinen, erläuternden Skizzen - und Arbeiten von Architekturstudenten. Da galt es, Perspektive und Fluchtpunkte zu begreifen, da sollte der Schatten, den ein verwinkeltes Haus wirft, berücksichtigt oder ein Stadtbild gestaltet werden, da mussten vor Ort Bäume des Botanischen Gartens in Minden gezeichnet werden. »Und zwar von unten, so wie ein Baum wächst.« Und damit die Studenten den Widerstand des Materials spürten, mussten sie den Stift nach oben über das Blatt schieben.
Wie schnell Schröder selbst seine Zeichnungen und Skizzen aufs Papier wirft, hängt von Stimmungen ab: »Davon, ob ich ausgeschlafen habe, ob das Frühstück gut war, ob das Wetter gut ist und der Kuli gut fließt«, schmunzelt er. In Minuten kann so eine Landschaft von Gomera oder ein Akt entstehen, während er sich für Stadtbilder schon mehr Zeit nimmt.
Im Sommer ist Schröder in den Ruhestand gegangen, ein Lehrauftrag verbindet ihn noch immer mit dem Fachbereich. Denn seine Stelle kann nicht neu besetzt werden - zum Bedauern von FH-Rektorin Prof. Dr. Beate Rennen-Allhoff: »Die Ausstellung macht deutlich, dass in der Fachhochschule damit etwas wegbricht. Es muss gespart werden an Dingen, die wichtig sind.«
Vorbereitet wurde die Ausstellung von Gisela Hoffmeister, in das Zeichnen als Darstellungsmedium führten im Dialog Elmar Kuhlmann und Pedda Borowski ein.

Artikel vom 21.01.2005