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»Sexualkunde
macht Kinder
sprachlos«

Aussiedler boykottieren Unterricht

Paderborn (WB). Der Verein »Schule zu Hause« (SchuzH) aus dem hessischen Dreieich vertritt die Interessen jener Baptisten aus dem Kreis Paderborn, die ihre Kinder nicht auf eine reguläre Schule schicken und denen deshalb jetzt Zwangsmaßnahmen drohen. Mit der Vereinsgeschäftsführerin Ingrid Guenther sprach Christian Althoff.

Wieviele Kinder vertreten Sie derzeit?Guenther: Wir setzen uns für mehr als 500 Kinder aus ganz Deutschland und deren Eltern ein.

Was sind die Paderborner Eltern für Menschen?Guenther: Sie sind fleißig, hilfsbereit und gesellig. Allerdings ist für sie der christliche Glaube mehr als ein Lippenbekenntnis.

Fühlen sich die betroffenen Aussiedler durch den deutschen Staat verfolgt?Guenther: Ja. Sie sehen ihre Glaubensfreiheit gefährdet. Deshalb sind bereits etliche strenggläubige Aussiedler wieder aus Deutschland ausgewandert - nach Österreich, Dänemark und Kanada.

Haben die betroffenen Kinder aus dem Kreis Paderborn nach Meinung der Eltern durch ihre bisherige Teilnahme am Unterricht Schaden genommen?Guenther: Ja. Diese Diese Kinder nehmen seelischen Schaden durch die gegensätzliche Erziehung insbesondere im Bereich der Sexualität, wenn sie in der Schule der agressiven emanzipatorischen und normenlosen Sexualerziehung ausgesetzt sind. Für sie könnte es keine gegensätzlichere Erziehung geben als gerade diese. Sie werden in eine freizügige Sexualpraxis hineingeführt, die ihre persönliche Intimsphäre aufs Massivste verletzt und ihre Menschenwürde missachtet. Das können sie zum Teil nicht verbalisieren, aber die Eltern sehen, wie ihre Kinder leiden. Eltern und Kinder empfinden dies als schwere Verletzung ihrer Menschenwürde. Sie werden mit einer Sexualerziehung überzogen, die sie nicht nur nicht teilen, sondern die ihnen zuwider ist.

Mit welchen Eindrücken sind die Kinder denn aus der Schule nach Hause gekommen?
Guenther: Sie waren entsetzt, tief betroffen, sprachlos und verstört. Sie sind einfach überfordert und wissen nicht, wie sie mit diesen Eindrücken umgehen sollen. Sie waren tief verletzt in ihrem Schamempfinden, so dass sie erst nach Tagen darüber sprechen konnten.

Dürfen die Kinder in ihrer Freizeit Kontakt zu Kindern haben, die die Schule besuchen? Guenther: Ja, natürlich.

Und dürfen die Kindern fernsehen? Guenther: Die Entscheidung gehört in die Intimsphäre einer Familie. Die Frage erweckt allerdings den Eindruck, als solle geklärt werden: »Seid ihr normal?«. Viele Top-Leute in Industrie und Bildung lassen ihre Kinder nicht fernsehen - mit den besten Resultaten. Die Kinder lesen nämlich.

Mit welcher Erwartung sehen die Eltern dem Gespräch mit dem Landesbeauftragten für Integration entgegen?Guenther: Mit den allergrößten. Sie sehen erstmals, dass der Staat auf sie zugeht. Sie erwarten, aufgrund der Glaubens- und Gewissensfreiheit in Deutschland. anerkannt und nicht ausgegrenzt zu werden.

Gibt es abgesehen von dem Antrag, eine eigene Schule zu gründen, überhaupt noch Spielraum für einen Kompromiss?Guenther: Das wird das Gespräch zeigen.

Artikel vom 21.01.2005