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Schülern fällt Lesen schwer

Vergleichstest der Viertklässler: Rechnen und Schreiben klappen gut

Düsseldorf (WB/dpa). Die Viertklässler in NRW können relativ gut rechnen und schreiben, haben aber Schwächen beim Lesen und Lösen von Textaufgaben. »Das haben die ersten Vergleichsarbeiten aller vierten Klassen gezeigt«, sagte Schulministerin Ute Schäfer (SPD) gestern in Düsseldorf.

In NRW hatten im September die Viertklässler der 3500 Grundschulen an Deutsch- und Mathetests teilgenommen. Das Resultat: Beim Lesetest und beim Bearbeiten von Textaufgaben konnte jeweils nur gut ein Viertel der Kinder anspruchsvolle Aufgaben lösen. Auch bei der Rechtschreibung wurden Mängel deutlich. Dagegen erreichte fast die Hälfte der Schüler bei den klassischen Rechenarten das höchste Fähigkeitsniveau. Auch die Gruppe der Kinder, die gute Aufsätze geschrieben haben, war mit 39 Prozent relativ groß. Mit diesen Ergebnissen liegt NRW genau im Durchschnitt der sieben SPD-geführten Bundesländer Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Bremen, Berlin und NRW, in denen insgesamt 170 000 Schüler an der Studie teilgenommen hatten.
»Auch dieser Vergleich zeigt wieder, wie wichtig die Beherrschung der deutschen Sprache vor dem Beginn der Schulzeit ist«, sagte Schäfer. Die zwölf Prozent der Viertklässler in NRW, in deren Elternhäusern nicht deutsch gesprochen werde, hätten teilweise deutlich schlechtere Ergebnisse erzielt. So konnten von ihnen nur sieben Prozent schwierigere Texte verstehen, selbst an den einfachen Texten waren 21 Prozent der Schüler gescheitert. Ähnlich schwach waren ihre Leistungen bei Grammatik und Rechtschreibung. Dies zeige, wie notwendig der Ausbau des vorschulischen Sprachunterrichts sei, sagte die Ministerin.
Die Leistungen der Schüler in den Vergleichsarbeiten gehen nicht in ihre Zeugnisnoten ein. Die Eltern erhalten aber in Kürze ein zweiseitiges Schreiben, aus dem hervorgeht, auf welcher Fähigkeitsstufe ihr Kind in Mathematik und Deutsch steht. Außerdem werden die Eltern darüber informiert, wie Klasse und Schule insgesamt abgeschnitten haben. Es gehe aber nicht um ein Ranking der Schulen einer Stadt, sagte Schäfer. Dazu sei die Schülerklientel von Schule zu Schule zu unterschiedlich. Allerdings werden die Schulaufsichtsbehörden mit jenen Schulen, die besonders schlecht abgeschnitten haben, über Verbesserungsmöglichkeiten beraten.
Die Vergleichsarbeiten werden künftig in jedem Jahr geschrieben. Schäfer sprach sich dafür aus, sie in die dritte Klasse vorzuziehen, weil dann mehr Zeit bleibe, um schwache Schüler vor dem Wechsel auf die weiterführende Schule zu fördern.
Der Verband Bildung und Erziehung kritisierte den großen Aufwand für die Lehrer. »Im nächsten Jahr muss das Verfahren deutlich vereinfacht werden«, sagte der Landesvorsitzende Udo Beckmann, der zudem mehr Lehrerstellen forderte. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 20.01.2005