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Bayern reicht Borussia die Hand

Dortmunder Bittgesuch erfolgreich - Auch der FC Schalke 04 bietet Hilfe an

Dortmund/München (dpa). Mit einem Bittgesuch beim Erzrivalen Bayern München hat Borussia Dortmund die Suche nach einem Weg aus der Schuldenfalle fortgesetzt.

In seiner Not ergriff der wankende Riese die zur Hilfe ausgestreckte Hand des deutschen Rekordmeisters. Bei einem Treffen von Führungskräften der Vereine wurden Möglichkeiten erörtert, welchen Beitrag der FC Bayern zur Sanierung der mit 98 Millionen Euro verschuldeten Borussia leisten kann. Michael Meier rechtfertigte die Zusammenkunft in einem Düsseldorfer Hotel. »Es wäre fahrlässig, wenn man sich dieses Hilfsangebot nicht angehört hätte. Andernfalls wäre uns falscher Stolz vorgeworfen worden«, sagte der BVB-Manager.
Über Gesprächsinhalte vereinbarten die Bayern-Vertreter Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandschef) und Uli Hoeneß (Manager) sowie die BVB-Delegierten Reinhard Rauball (Präsident) und Meier (Manager) Stillschweigen. »Wir haben in den 80er Jahren geholfen, als sie in Schwierigkeiten waren. Das kann ich mir jetzt wieder vorstellen«, sagte Rummenigge.
Denkbar wäre, dem Revierclub kostenfrei Profis zu leihen. Wiederholt hatten die Bayern auf die Bedeutung der Borussia für den deutschen Fußball hingewiesen und ihr in Hinblick auf die Abgabe der Lizenzunterlagen bis zum 15. März den Rücken gestärkt.
Auch Revier-Rivale FC Schalke 04 hat den Borussen Unterstützung zugesagt. »Alles darf passieren, nur der BVB darf nicht abnippeln«, sagte Manager Rudi Assauer der »Westfalenpost«. »Ein solcher Verein darf nicht aus der Bundesliga verschwinden. Schalke ist bereit, seinen Beitrag zu leisten«, so Assauer weiter.
Münchens Manager Hoeneß gab in der »Sport Bild« sogar eine Kaufempfehlung für das börsennotierte Fußball-Unternehmen ab: »Wenn ich Privatmann wäre, zehn Jahre jünger und mein Herz nicht so an Bayern hängen würde, hätte ich mit zwei, drei guten Freunden den ganzen Verein gekauft.« »Es ist schön, wenn ein Fachmann den wahren Wert der Borussia erkennt«, kommentierte Meier die Hoeneß-Worte. Einen derart mächtigen Verbündeten kann der BVB auch gut gebrauchen. Schon mehren sich in der Bundesliga die Stimmen, die eine gründlichere Überprüfung der Lizenzunterlagen fordern. Dabei steht dem BVB ohnehin ein schwerer Gang bevor. Die Halbjahresbilanz im Februar soll einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe ausweisen.

Artikel vom 20.01.2005