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Rote Rosen
sprechen Bände

Blume steht auch für Verschwiegenheit

Gepriesen wird sie von Dichtern mehr als jede andere Blume. Und keine wandert zum Valentinstag öfter über den Ladentisch der Floristen als die Rose.
Verschleierungstaktik: Welcher heimliche Verehrer hat diesen ungewöhnlichen Blumenstrauß geschickt?

Bereits seit der Antike ist die rote Rose das Symbol für die Liebe schlechthin. Schuld daran soll - zumindest einer Überlieferung zufolge - ein Seitensprung gewesen sein. Aphrodite, die Göttin der Liebe, die aus dem Schaum des Meeres Geborene, hielt dabei einen weißen Rosenstrauß in Händen. Nachdem sie ihren Ehemann, den Kriegsgott Ares, mit Adonis betrogen hatte, brachte der den Nebenbuhler um. Auf dem Weg zum sterbenden Geliebten soll Aphrodite dann in die Dornen der Rosen getreten sein, woraufhin das Blut die weißen Rosen rot färbte.
Die duftenden Blumen sind nach Städten, Jahreszeiten, Opern, Komponisten, nach Filmen, Serien oder Romanfiguren benannt. Sie wurden besungen und ins Versmaß gebracht. Doch während die Rose mit ihrer Schönheit und ihrem Duft Auge und Nase besticht, tut sie das mit ihren Dornen - oder botanisch korrekt Stacheln - sehr viel weniger angenehm. Wiederum sind es vor allem die Dichter, die sich darüber beklagen. Eine der berühmtesten Zeilen findet sich bei Goethe, in der er das Heideröslein sprechen lässt: »Ich steche dich, dass du ewig denkst an mich«.
Die Zunge letztendlich hat ein eher gespaltenes Verhältnis zur Rose. Einige schwören auf den Wohlgeschmack etwa eines Rosenlikörs oder der verfeinernden Wirkung von Rosenaroma im Gebäck. Doch Plappermäuler sehen sogar bei gelben Rosen rot. Denn einer alten Tradition zufolge ist das Fünfeck, das sich aus der Anordnung der Kelchblätter herleiten lässt, das Symbol für Geheimnis: »Sub rosa« soll man schweigen. Die Pflanze wurde zur Mahnung für Verschwiegenheit.
Die Römer hängten bei geheimen Zusammenkünften eine Rose an die Decke und erinnerten damit die Anwesenden an ihre Geheimhaltungspflicht. An Beichtstühlen finden sich mancherorts noch Rosenschnitzereien. Auch der Stuckrose über dem bürgerlichen Tisch wird mitunter die Bedeutung zugesprochen. Aber wozu auch viel reden, werden sich Verliebte fragen. Denn schließlich gilt: »Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist ein Rose.«

Artikel vom 12.02.2005