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Irans Atomanlagen im Visier

Teheran fühlt sich für Angriff ausreichend gewappnet

Hamburg (dpa). Das iranische Atomprogramm reicht in die Schah-Zeit zurück.
1957 vereinbarten Iran und die USA im Programm »Atom für den Frieden« eine Zusammenarbeit von Wissenschaftlern beider Länder. Viereinhalb Jahrzehnte später zählen die Amerikaner Iran zur »Achse des Bösen«. Sie bezweifeln, dass die Nuklearanlagen nur friedlichen Zwecken dienen.
Die Islamische Republik Iran, die von erzkonservativen schiitischen Geistlichen regiert wird, verfügt über eine Vielzahl von Nukleareinrichtungen. In Betrieb sind Forschungsreaktoren und dazugehörige Labors in Teheran und Isfahan, im Bau ist ein Reaktor in Buschir am Persischen Golf.
Nach Einschätzung des US-Außenministeriums gibt es in Natans eine Anlage, in der Gaszentrifugen Uran so hoch anreichern können, dass es waffenfähig ist. In Arak entsteht eine Fabrik zur Produktion von schwerem Wasser. Diese Technik könnte in einem noch zu errichtenden Schwerwasserreaktor zur Herstellung von Bomben umgesetzt werden. Uran wird aus Bergwerken bei Saghand gefördert. Natürliches Uran enthält zu mehr als 99 Prozent das Isotop Uran-238 und nur zu etwa 0,7 Prozent das spaltbare Uran-235. Zum Einsatz in Kernkraftwerken werden die Isotopen getrennt. Der Anteil von U-235 wird in einem Anreicherungsprozess erhöht. Hochangereichertes Uran-235 von 80 und mehr Prozent kann für Atomwaffen verwendet werden.
Der Iran ist nach den Worten von Verteidigungsminister Ali Schamchani militärisch stark genug, um einen Angriff auf das Land zu verhindern. »Wir sind so stark, dass uns kein Land angreifen kann, weil sie keine genauen Informationen über unsere militärischen Möglichkeiten haben«, sagte er gestern. Dem Iran sei es gelungen, sehr rasch eine größtmögliche Abschreckung zu entwickeln, sagte Schamchani, ohne Einzelheiten zu nennen.
Anders als die USA zweifelt Russland nicht an der rein zivilen Ausrichtung des iranischen Atomprogramms. Außenminister Sergej Lawrow sagte, es gebe keine Hinweise, dass sich an der geplanten friedlichen Nutzung der Kernenergie in Iran etwas geändert habe.
Russland habe in seiner Kooperation mit Teheran stets darauf geachtet, dass Atomenergie in Iran nur friedlich genutzt werde.

Artikel vom 19.01.2005