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Pfälzer Küche ist mehr als
Saumagen und Blutwurst

Kohls »Leib- und Magenkoch« verwöhnt im »Rütli«

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Er selbst isst gern »bodenständig-einfach«. »Schnitzel mit Kartoffelsalat,« fällt Thomas Siegle (36) spontan ein. Im »Deidesheimer Hof« in Deidesheim bekochte er VIPs wie Queen Elizabeth, Michael Gorbatschow oder Alt-Kanzler Helmut Kohl. Bis einschließlich Sonntag, 23. Januar, verwöhnt er die Gäste im Ambiente Hotel Rütli mit Spezialitäten aus der Pfalz.

Da darf der berühmte Saumagen natürlich nicht fehlen - ein Saumagen allerdings, der Gourmet-Sterne verdient hat. So stehen jetzt auf der Rütli-Restaurant-Karte Carpaccio vom Pfälzer Saumagen, Feldsalat mit gerösteten Saumagenmaultaschen, das Duett vom Saumagen (mit Sauerkraut, Maronen, Apfelrotkraut, Kartoffelpüree), ergänzt durch Gerichte wie geschmorte Schweinebäckchen, Blutwurstravioli und Strudel von Blut- und Leberwurst. Dazu natürlich ein guter Tropfen von Pfälzer Reben.
Siegle ließ sich bei einem Schülerpraktikum für die Kunst des Kochens begeistern und führt heute gemeinsam mit seiner Frau Alexandra, die sich als Konditorin auf die Patisserie spezialisiert hat, das Schloss Restaurant Cuvée in Wachenheim. Dazwischen aber liegen nicht nur Ausbildung und Fachabitur, sondern auch Stationen wie Restaurant-Küchen in Appenzell in der Schweiz, bei Stuttgart, im berühmten Deidesheimer Hof, in Greenwich/Conneticut, in Baden-Baden. Im »Deidesheimer Hof« war Siegle vier Jahre Küchenchef, bevor er sich selbständig gemacht hat.
Kommen prominente Gäste aus der Politik, laufen die Vorbereitungen bereits Wochen vorher an: Menü und Menüablauf - Zeit ist meist knapp - werden bis ins letzte Detail geklärt, vor allem die Sicherheitsvorkehrungen nähmen, so Siegle, breiten Raum ein. Zudem müsse der Tross ebenfalls bewirtet werden: »Das können manchmal über hundert Personen zusätzlich sein.«
Gerade Gäste, die ansonsten mit allen nur vorstellbaren Köstlichkeiten verwöhnt würden, ließen sich die gute, bodenständige Küche mit Begeisterung schmecken. Üblich sei es, dass der Maître und seine Mannschaft nach dem Dessert an den Tisch der hochkarätigen Gäste gebeten werde. Thomas Siegle: »Das ist für das gesamte Küchenteam der Höhepunkt. Es geht sowieso nur im Team, wenn alle Hand in Hand arbeiten«.
Mit nach Bielefeld hat Siegle als seinen Assistenten Andreas Böhm gebracht, der allerdings auch künftig im Ausland kochen wird - wie dereinst sein Chef: in Neuseeland. Siegle selbst würde jederzeit wieder Koch werden: »Der schönste Beruf der Welt - mit allen Möglichkeiten, die Welt kennen zu lernen.«
Am besten allerdings gefalle ihm und seiner Frau letztendlich doch die Pfalz, versichert der gebürtige Schwabe: »Und dort sind wir ja auch sesshaft geworden.« Für eine knappe Woche vom heimischen Herd weggelockt hat ihn die Familie Knoop, die das traditionsreiche Hotel Rütli seit August nach einem umfassenden Umbau betreibt. Thomas Siegle: »Wir haben uns in Deidesheim kennen gelernt.« Als eine norddeutsche Spezialität fällt dem Koch als erstes »Grünkohl« ein. Angelika Knoop will ihn aber auf jeden Fall mit einer lokalen Spezialität vertraut machen: dem Pickert.

Artikel vom 19.01.2005