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Der Gänsesäger


Der Kopf befindet sich - zwecks Ortung von Beute - unter der Wasseroberfläche, dann taucht der Vogel ab und mit einem kleinen Fisch im Schnabel wieder auf. Dies ist das typische Jagdverhalten des Gänsesägers, der im Winterhalbjahr an den größeren Flüssen, Seen und Teichen unserer Region - regelmäßig auch auf dem Obersee - zu Gast ist. Im vergangenen Jahr beobachteten Ornithologen dort sogar ganzjährig ein Weibchen. Vermutlich hat es verletzungsbedingt den Rückflug in die nördlichen Brutgebiete versäumt.
Der Gänsesäger ist biologisch eine Ente. Den Namen hat er bekommen aufgrund seiner relativen Größe und des schmalen, an den Rändern »gesägten« (mit kleinen Hornzähnen versehenen) Schnabels. Anders als andere Entenvögel ernährt er sich ausschließlich von kleinen Fischen. Weil Gänsesäger ihre Beute meist an der Oberfläche im Ganzen verschlucken, wissen die Biologen genau, was die fressen: meist Fische, die kleiner als zehn Zentimeter sind. Dabei bevorzugt der Vogel so genannte Weißfische wie Plötze, Ukelei und Rotfeder (für Angler von geringem Wert), frisst aber auch kleinere Barsche, gelegentlich kleine Forellen und sogar etwas längere Aale. Der Wasservogel macht Beute in Tiefen bis zu zehn Metern.
Am Federkleid sind Gänsesäger-Männchen und -Weibchen gut zu erkennen. Das Männchen ist auffällig schwarz-weiß gefärbt, wobei das Weiß eigentlich ein zartes Rosa ist. Der Kopf ist schillernd grün. Beim Weibchen ist der Körper überwiegend grau; es hat einen kastanienbraunen Kopf mit buschigem Schopf.
Ungewöhnliches gibt es von der Aufzucht der Jungen zu berichten. Der Gänsesäger nistet in Höhlen - häufig auch in Bäumen - bis zu zwölf Meter über dem Erdboden. Weil die Jungen (acht bis maximal 15 Küken) Nestflüchter sind, springen sie - kaum aus dem Ei geschlüpft und noch nicht flugfähig - auf den Erdboden. Dank der instinktiv stark gespreizten Füße und Flügel sowie des Widerstands des dichten Dunengefieders wird der Flug gebremst, und aufgrund der sehr elastischen Knochen überstehen sie die Landung unverletzt.

WESTFALEN-BLATT und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die in Ostwestfalen ständig oder vorübergehend leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der nächsten Folge am Dienstag Die Krickente

Artikel vom 20.01.2005