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Zurück ins eigene Leben

Geißendörfer-Film »Schneeland« beim Ophüls-Festival

Saarbrücken (dpa). Mit Schlussapplaus, aber auch einiger Skepsis beim Publikum ist der neue Film »Schneeland« von Hans-W. Geißendörfer bei der Eröffnung des 26. Max-Ophüls-Festival aufgenommen worden.
Die Schriftstellerin Elisabeth (Maria Schrader) klammert sich in ihrer Verzweiflung an einen Baum.Foto: dpa

Der nach zehn Jahren erste Film des Grimme-Preisträgers und »Lindenstraße«-Erfinders Geißendörfer um Liebe, Tod, Sehnsucht und Verlust läuft morgen in den deutschen Kinos an. Das in Koproduktion mit dem WDR entstandene Zweieinhalbstunden-Drama basiert auf der Romanvorlage »Hohaj« der schwedischen Autorin Elisabeth Rynell. Für Geißendörfer war die Verfilmung »wie, wenn man sich in eine Frau verliebt«.
Erzählt wird die Geschichte der Schriftstellerin Elisabeth (Maria Schrader), die ihr Leben beenden will und in den schneereichen Weiten Lapplands auf die Spuren einer radikalen Liebe zweier außergewöhnlichen Menschen Ina (Julia Jentsch) und Aron (Thomas Kretschmann) trifft. Ina wird von ihrem Vater (Ulrich Mühe) mit Prügeln misshandelt und sexuell missbraucht. Aron wiederum hat den Tod seines Vaters auf dem Gewissen. Elisabeth findet durch die Kraft der Liebe von Ina und Aron zurück in ihr eigenes Leben.
Geißendörfers Film enthält ebenso faszinierende Landschaftsaufnahmen, wie demaskierende Nacktszenen sowie überraschende Geräuscheffekte. »Dieser Film ist ein Meisterwerk, das auch dem großen Namen Max Ophüls gerecht wird«, lobte Ophüls-Festivalleiter Boris Penth den Geißendörfer-Film. Unter den 800 Vorpremiere-Zuschauern gab es auch kritische Stimmen, die den Film trotz brillanter schauspielerischer Leistungen an manchen Stellen »zu dick aufgetragen« fanden.
Geißendörfer ist gespannt auf die Publikumsresonanz. In den nächsten fünf Jahren will er auf jeden Fall wieder mehr Filme machen. Das dem deutschsprachigen Filmnachwuchs gewidmete Ophüls-Festival geht am Sonntag mit der von Peter Lohmeyer (»Das Wunder von Bern«) moderierten Preisverleihung zu Ende.

Artikel vom 19.01.2005