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Millionen für Obdachlose

Moshammer Trauerfeier am Samstag

München (dpa). Mit einer großen Trauerfeier werden die Münchner am Samstag Abschied von dem ermordeten Modemacher Rudolph Moshammer nehmen. Nach dem Gottesdienst in der Allerheiligen-Hofkirche, dem ehemaligem Gotteshaus der bayerischen Könige, wird eine Wagenkolonne mit den Trauernden zum Ostfriedhof ziehen.
Moshammer-Mausoleum auf dem
Münchner Ostfriedhof. Foto: AP

Dort wird Moshammer an der Seite seiner 1993 gestorbenen Mutter in einem Mausoleum beigesetzt. Der Mahagoni-Sarg werde mit weißen Lilien und roten Nelken geschmückt sein, sagte der Geschäftsführer des Bestattungsinstituts Denk Trauerhilfe, Karl Denk. »Lilien waren seine Lieblingsblumen.«
Offenbar hat Moshammer einen Teil seines Vermögens Obdachlosen vermacht, für die er sich jahrelang engagiert hatte. Das Testament wurde gestern eröffnet. In den Vermächtnissen seien auch gemeinnützige Organisationen bedacht, sagte der Präsident des Amtsgerichts München. Das Vermögen Moshammers, der hoch dotierte Werbeverträge hatte, wird auf mehrere Millionen Euro geschätzt. Moshammer hat seinen langjährigen Fahrer zum Generalbevollmächtigten bestimmt. »Ich habe die Vollmacht für Privat, Geschäft, öffentliches Leben. Alles habe ich zu entscheiden«, sagte er.
Die Trauerfeier in der Allerheiligen-Hofkirche wird angesichts des zu erwartenden Ansturms auf einer Leinwand im Brunnenhof der Residenz übertragen. Die Kirche bietet Platz für 400 Gäste, es werden aber Tausende Schaulustige erwartet. Den Gottesdienst wollen der evangelische Pfarrer aus Grünwald, Christian Stalter, und der katholische Monsignore Hermann Streber halten. Moshammer habe ihn des öfteren um seelsorgerische Betreuung gebeten, sagte Streber. Moshammer war evangelisch, aber aus der Kirche ausgetreten. Nach dem Gottesdienst wird der Leichenwagen zum Ostfriedhof fahren und dabei vor Moshammers Boutique »Carnaval de Venise« stoppen.
Moshammer wird am Freitag in der evangelischen St. Lukas Kirche im Münchner Stadtteil Lehel in einem geschlossenen Sarg aufgebahrt. Von neun Uhr bis 18 Uhr könnten sich die Menschen von ihm verabschieden und sich in ein Kondolenzbuch eintragen.
Eines von Moshammers letzten großen Projekten war der Aufbau eines Obdachlosenheimes für Männer. Er habe das Heim unter dem Namen »Rudolph-Moshammer-Haus« zusammen mit dem zur Diakonie gehörigen Evangelischen Hilfswerk München geplant, sagte Geschäftsführer Gordon Bürk.
Moshammer war in der Nacht zu Freitag in seinem Haus in Grünwald erdrosselt worden. Er hatte seinen mutmaßlichen Mörder, den Iraker Herisch A., am Donnerstagabend am Münchner Hauptbahnhof angesprochen und in seinem Auto mitgenommen. Im Streit um Bezahlung für Sex-Dienste habe dieser Moshammer dann erdrosselt. Die Polizei geht davon aus, dass der Tatverdächtige dem Ermordeten mehrere 100 Euro abgenommen hat.

Artikel vom 19.01.2005