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August Stauch machte in Südwest-Afrika Millionen und verstarb verarmt in Eisenach.

Wie die Asta-Werke zu
ihrem Namen kamen

Die unglaubliche Lebensgeschichte des August Stauch

Von Paul Siegfried Schulz
Brackwede (WB). Noch immer ragt der Schornstein an der Artur-Ladebeck-Straße hoch in den Himmel und verkündet weithin sichtbar den Firmennamen - Asta. Zwar gibt es ein eigenständiges Unternehmen unter diesem Namen längst nicht mehr, dennoch sind die ehemaligen Asta-Werke ein Bestandteil Brackweder Firmengeschichte.

Mit einem Namensgeber, dessen Lebensgeschichte nahezu einmalig ist und der im ehemaligen Deutsch-Südwest-Afrika, dem heutigen Namibia, mit den Diamantenrausch auslöste, selbst zum Minenbesitzer und Farmer aufstieg, mehrfacher Millionär wurde - und 1947 völlig verarmt und einsam in Eisenach starb.
Der Name dieses Mannes ist August Stauch, 1878 im thüringischen Ettenhausen geboren. Seine Spur von Südwest-Afrika zu den Asta-Werken in Brackwede fand der Autor Heinz Gustafsson, der sich daran gemacht hat, unter dem Buchtitel »Namibia, Bremen und Deutschland« die Geschichte der ehemaligen deutschen Kolonie in Südafrika aufzuarbeiten.
Es ist abenteuerlich, wie die Verbindung Stauchs mit Brackwede zustande kam. Stauch war 1907 zusammen mit seiner Frau wegen seines Asthmaleidens nach Südwest-Afrika gekommen.
Dort fand er, der zuvor als Landvermesser bei der Eisenbahn in Pommern gearbeitet hatte, Anstellung als Streckengeher bei dem Eisenbahnunternehmen Lenz & Co, das die Bahnstrecke Lüderitz - Keetmannskoop betrieb. Stauch wurde so genannter Bahnmeister, war zuständig für einen sechs Kilometer langen Streckenabschnitt, den es galt, von Sandverwehungen frei zu halten.
Stauch war auch begeisterter Hobby-Mineraloge und wies seine Arbeiter an, auf auffällige Steine an der Strecke zu achten. War doch zuvor das Gerücht aufgetaucht, es gebe in der Nähe Diamanten.
1908 war es, als ihm der schwarze Arbeiter Zacharias Lawalla einen glitzernden Stein brachte, den Stauch als Diamanten erkannte, ihn einsteckte - und vorerst schwieg. Er kündigte seine Anstellung, besorgte sich Geld für Geräte und Ausrüstung und machte sich entlang der Bahnlinie zusammen mit schwarzen Arbeitern auf die Suche nach Diamanten.
Zu der Zeit hauste er, wie die anderen Diamantsucher auch, noch in einem Zelt. Aus diesem Zeltlager entstand die fast luxuriös zu nennende kleine Stadt »Kolmannskuppe«, ein kompletter Ort mit Kasino, Schule, Krankenhaus und exklusiven Wohnhäusern. Kolmannskuppe unterschied sich deutlich von jenen wüsten und auch primitiven Goldgräberstädten in Alaska und den USA.
Stauch jedenfalls scheffelte Geld mit seinem »Edelmineralschürffeld Nr. 1«, das etwas südlicher von Kolmannskuppe lag und das er später zu Ehren seiner inzwischen in Berlin lebenden Ehefrau »Idatal« nannte. Sein Vermögen wurde zeitweise auf 20 Milliarden Mark geschätzt. Er kaufte mehrere Farmen, züchtete Vieh, baute ein Elektrizitätswerk, eine Molkerei sowie eine Schlachterei.
Nach dem Ersten Weltkrieg - Deutschland musste Deutsch-Südwest-Afrika abtreten - begann Stauch, in Südwest-Afrika noch immer im großen Stil wirtschaftlich tätig, sein Geld in Deutschland anzulegen. Er bezog ein Büro im Berliner Afrika-Haus. Dort gründete er den Vox-Konzern zur Herstellung von Grammophonen und Schallplatten, dem auch die Forschungsstelle für Telegraphie angehörte. So war er auch Mitbegründer der Deutschen Funkstunde AG, die im Oktober 1923 auf Sendung ging und aus der 1925 die Reichsrundfunk-Gesellschaft sowie 1926 die »Deutsche Welle« hervor ging.
In Berlin wurde Stauch 1921 auf das kleine pharmazeutische Unternehmen Hennig & Kipper in Bielefeld aufmerksam. Die Firma suchte Kapital zur Erweiterung des Unternehmens. 1922 schloss August Stauch mit den Inhabern einen Vertrag zur Gründung der ASTA-Werke AG - abgeleitet aus dem »A« seines Vornamens und den ersten drei Buchstaben seines Nachnamens. Im selben Jahr siedelte sich die Firma in Brackwede an, übernahm dort die Artoissche Fabrik.
Stauch sah in dieser Beteiligung nicht nur eine Geldanlage, sondern verfolgte auch einen persönlichen Zweck. Die riesigen Viehbestände auf seinen Farmen wurden durch die so genannte »Lahmseuche« dezimiert, die durch den Mineralsalzmangel entstand. Durch seine Beteiligung und seinem Sitz im Aufsichtsrat wollte er die Entwicklung und Produktion von Salzgemischen in die Wege leiten, um der Seuche entgegenzuwirken.
Doch dann wurden in Südwest-Afrika Zinnvorkommen entdeckt. Für August Stauch ein neuer wirtschaftlicher Anreiz. Er verkaufte 1929 seine Unternehmensanteile an Ewald Kipper und wandte sich der industriellen Ausbeutung der Zinnfunde zu. Doch während der eintretenden Weltwirtschaftskrise 1929 verlor er sein gesamten Vermögen und starb 1947 verarmt in Eisenach, das damals in der sowjetisch besetzten Zone lag.
So blieb die Bindung der Asta-Werke an Stauch nur eine siebenjährige Episode in der Firmengeschichte des 1919 gegründeten pharmazeutischen Unternehmens Hennig & Kipper. Der Name Asta aber blieb und wurde von Ewald Kipper und seinen Nachfolgern nicht mehr geändert.

Artikel vom 19.01.2005