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Zur Sache

Vereine müssen ein Gesicht haben. Zwar war Bayer Leverkusen nach dem Abgang von Reiner Calmund nicht gänzlich unkenntlich, aber in der öffentlichen Wahrnehmung spielten die Betriebsfußballer vom Rhein nicht mehr so die große Rolle. Auch das wird sich unter Rudi Völler wieder ändern. Sympathieträger können sowas, das beherrschen sie auf ihre Art fast von allein.
Der größte Auftrag des Rückkehrers ist natürlich ein anderer. Noch immer wartet Bayer auf den fulminanten Fußball-Durchbruch. Uefa-Cup-Triumph und DFB-Pokalsieg - alles schön und gut, doch das ist lange her und auch nicht das Maß aller Dinge. Der vielfache Vize möchte endlich Meister werden. Und legt sein sportliches Schicksal nun in Völlers Hände: Der darf alles. Auf dem Papier - randvolle Geldtöpfe gibt es auch in Leverkusen nicht mehr. Also wird er den Euro zweimal umdrehen, bis er ihn ausgibt.
Das Vorhandene ist ja auch nicht schlecht, es macht nur zu wenig aus seinen Möglichkeiten. Hier wird Völler versuchen, nachzuhelfen. Er ist nun auch kein Auszubildener auf der Position des leitenden Angestellten mehr, sondern hauptverantwortlich für das Profi-Fußball-Segment des Konzerns. Eine Herausforderung mit Anforderung: Wer Völler holt, weckt Erwartungen. Das ist ein Name mit Klang, auf den auch Spieler hören.
Von Amts wegen steht er jetzt auch dem Trainer vor. Die engste Begegnung der beiden liegt 20 Jahre zurück, und sie war unerfreulich. Damals zog der grobmotorische Bayern-Verteidiger Augenthaler den Bremer Stürmer Völler für fünf Monate aus dem Verkehr. An einer »Gegenrasur« nach so langer Zeit hat der neue Chef aber kein Interesse. Na denn, gute Zusammenarbeit. Friedrich-Wilhelm Kröger

Artikel vom 19.01.2005