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Ostwestfalen mit
zahlreichen Aktivitäten

Ausbildungsreife beeinflusst Ausbildungsmarkt

Von Swen Binner
Seit Jahren beklagen Personal- und Ausbildungsleiter die unzureichende Ausbildungsreife vieler Jugendlicher, deren Ausmaß auch durch die letzte veröffentlichte PISA-Studie erneut deutlich wurde.
Swen Binner, der Autor dieses Beitrags, ist Geschäftsführer Berufliche Bildung der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld.
Trotz leichter Verbesserungen im Vergleich zur ersten Studie PISA 2000 bleibt festzustellen, dass deutsche Schüler in Mathematik und Naturwissenschaften ungefähr auf dem OECD-Durchschnitt, im Leseverständnis allerdings deutlich darunter bleiben. Für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland, das seinen Standortvorteil aus dem Wissen und den praktischen Fertigkeiten der Mitarbeiter schöpfen muss, ist das zu wenig.
Projekte zügig auf den
Weg gebracht
Auch die in Deutschland sofort entflammte Diskussion um Schulstrukturen führt nicht weiter. So hat der Leiter des deutschen PISA-Konsortiums, Professor Dr. Manfred Prenzel, darauf hingewiesen, dass sich »in den Ergebnissen der PISA-Studie kein systematischer Zusammenhang zwischen der Struktur eines Bildungssystems und seiner Leistungsfähigkeit findet«.
Die wichtigsten Erkenntnisse führen zu Maßnahmen, die wegen ihrer Grundsätzlichkeit eher langfristig Erfolg versprechen: individuelle Förderung der Schüler, Chancenverbesserung für Schüler aus bildungsfernem Elternhaus, bessere Vorschulbildung und pädagogische Konzepte für Kindergärten und Ganztagsschulen, Sprachförderung und Mindeststandards für Migranten, zentrale Abschlussprüfungen für alle Schulformen sowie praxisnahes Lernen in den Inhalten und Formen des Unterrichts.
Trotz dieser auch in Ostwestfalen festzustellenden Probleme sind die ersten Erfolg versprechenden Projekte zügig und pragmatisch auf den Weg gebracht worden. Etwa die schon vor gut drei Jahren begonnene Initiative für Beschäftigung, »Siegel für berufswahl- und ausbildungsfreundliche Schule«: Unter Beteiligung der IHK ist eine Jury gebildet worden, die anhand einzelner Kriterien die Berufswahlvorbereitung von Schülern einer bestimmten Schule bewertet. Dazu gehören die Vor- und Nachbereitung von Schülerpraktika, die Einbeziehung Externer in den Unterricht sowie die Teilnahme an Planspielen oder Schülerfirmen.
Ebenfalls soll ein sogenanter »Berufswahlpass« an allen Schulen eingefürt werden, in dem Schüler beispielsweise ehrenamtliches Engagement in Vereinen oder Kirchen sowie Praktika in einheitlichen Mappen für Bewerbungen zusammenfassen können.
Außerdem gibt die IHK interessierten Schulen die Gelegenheit, den Unterricht offener, wirtschafts- und praxisnah über feste Kooperationsvereinbarungen mit ausgewählten Ausbildungsbetrieben zu gestalten. Mittlerweile konnte die Kammer 21 Kooperationen vermitteln; weitere 12 werden vorbereitet. Projektbeispiele sind: besser vorbereitete Schülerbetriebspraktika, Bewerbungstraining mit original eingereichten Bewerbungsunterlagen, die Behandlung originaler Geschäftskorrespondenz im Englisch-Unterricht sowie die Teilnahme von Ausbildern und Auszubildenden an einzelnen Unterrichtsstunden.
Institutionen wie die Weidmüller-Stiftung, die Bezirksregierung Detmold sowie die Arbeitgeberverbände haben ebenfalls Kooperationen vermittelt.
Flächendeckend angeboten werden überdies Publikationen wie der IHK-Ausbildungsstellenatlas sowie das IHK-Faltblatt »Was erwartet die Wirtschaft von den Schulabgängern?« Inhalt sind unter anderem praxisorientierte Tipps zur Berufswahl, zu Lebensläufen und Bewerbungsvorbereitung.
Diese und weitere Aktivitäten zeichnen die Bildungsregion Ostwestfalen aus. Sie werden mittelfristig die Ausbildungsreife der Schülerinnen und Schüler verbessern, soweit die immer noch festzustellenden allgemeinen Defizite des deutschen Schulsystems dies zulassen.

Artikel vom 12.02.2005