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Abwehrchef Gabriel
links im Außendienst

Arminia: Rapolder reiht Perlen der Viererkette neu auf

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Arminia-Trainer Uwe Rapolder reiht die Perlen seiner Abwehrkette neu auf. Der Grund: Markus Schuler fällt aus, Marcio Borges wird den Linksverteidiger ersetzen. Jedoch nicht auf dessen Position. Borges in der Zentrale, Petr Gabriel hinten links - das bislang glänzende Arminia-Schmuckstück Abwehr wird zum Rückrundenauftakt in Gladbach anders aussehen als bisher.

Dass ausgerechnet der Chef des Defensiv-Quartetts, Innenverteidiger Petr Gabriel derjenige ist, der im Borussia-Park zum Außendienstler degradiert wird, trägt er so, wie man es von einem 31 Jahre alten Profi erwarten kann: »Meine Lieblingsposition ist die linke Seite sicher nicht. Aber was soll's, ich kann ja nicht nein sagen.«
Zwei Mal testete DSC-Trainer Rapolder den Tschechen als Linksverteidiger. Während Gabriel in Spanien gegen Greuther Fürth eine fabelhafte Partie spielte und mit Vordermann Delron Buckley harmonierte, wirkte er vergangenen Dienstag gegen das Altstar-Team, als spielte er im Wortsinn auf verlorenem Posten. »Verschenkt«, urteilten Kritiker.
Dabei ist das eigentliche Problem der Abschiebung nach links weniger ein sportliches als vielmehr ein kommunikatives. Nicht nur Gabriel stellt sich die Frage, »ob das überhaupt funktioniert, meinen Mitspielern von außen Kommandos zu geben?«
Dem jungen und sich in vornehmer Zurückhaltung übenden Matthias Langkamp (20) wird in der Innenverteidigung der noch Zurückhaltendere Marcio Borges zur Seite gestellt. Stille Post im Borussia Park? Gabriel: »Das sind und bleiben ruhige Typen. Die werden auch nicht lauter, nur weil sie es jetzt müssten«, prognostiziert der Ex-Nationalspieler den Gladbacher Sturmspitzen einen ruhigen Nachmittag.
Nun könnte man argumentieren, dass Arminias Innenverteidiger zum Glück ja nicht an einer Bundestagsdebatte, sondern an einem Fußballspiel teilnehmen. Doch Torwart Mathias Hain erläutert, warum ein stimm- und wortgewaltiger Verteidigungsexperte in der Abwehr-Zentrale so wertvoll ist: »Petr Gabriel hat mir unheimlich viel Arbeit abgenommen. Und er ist immer ein wichtiger Ansprechpartner für mich gewesen.« Gabriel war sozusagen Kapitän Hains verlängerter Arm. Die beiden sind ein eingespieltes Tandem. »Nun muss ich eben selbst noch mehr reden«, kündigt Hain vor dem Gladbach-Spiel an.
Und es ist ja nicht so, dass der Bielefelder Schlussmann für die Umordnung im Abwehrverbund kein Verständnis aufbringt: »Speziell für Marcio Borges ist es nach seiner langen Verletzungspause gut, dass er auf seiner angestammten Position innen spielen kann. Ich halte das momentan für die beste Lösung. Und Gabriel ist momentan nunmal der einzige, der für hinten links in Frage kommt.«
Und das nicht zufällig. Sowohl unter Rapolder-Vorgänger Benno Möhlmann als auch in der tschechischen Nationalmannschaft spielte Gabriel links defensiv. Zwar als Glied einer Dreierkette, »aber etwas ganz Neues kommt in Gladbach nicht auf mich zu«, sagt er. Und wer weiß, wofür der Positionswechsel gut ist? Gabriel hat die Hoffnung auf ein Comeback im Nationalteam nicht aufgegeben. Vielleicht verhilft ihm gerade die nun geforderte Flexibilität, sich zurück in den Kader von Trainer Karel Brückner zu spielen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass Gabriel die Topleistungen, die er in der Hinserie als Innenverteidiger bot, auch auf der Außenbahn abruft. Doch daran besteht kaum ein Zweifel, auch wenn Gabriel ehrlich sagt: »Ich kann nur hoffen, dass Markus Schuler nach seiner Knieverletzung schnell zurückkommt.«
Lesen Sie auch den Bericht über Arminias Gastgeber Mönchengladbach auf der Sportseite 2.

Artikel vom 22.01.2005