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Kindheit in der Zeit vor
dem Wirtschaftswunder

Museum liefert Großeltern und Enkeln Gesprächsstoff

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Karl-Ernst wurde 1944 fotografiert: blonde Locken, keckes Grinsen. Sein Enkel Karl-Florian wurde 2002 abgelichtet: blonde Locken, keckes Grinsen.

Auch Ingrid, 1952 mit Affenschaukelfrisur fotografiert, sieht ihrer Enkelin Lisa (2002) verblüffend ähnlich. Katja Kosubek, die für das Historische Museum eine Ausstellung um Kindheit und Konsum in Bielefeld um 1950 »Für'n Groschen Klümpchen« vorbereitet, hatte WESTFALEN-BLATT-Leser gebeten, ihr mit Exponaten auszuhelfen: eben auch mit Fotos von Großeltern damals in deren Kindheit und Enkelkind heute.
Die Ausstellung, die gemeinsam mit der Wanderausstellung »Guck mal, was Du kaufst!« am 13. März eröffnet wird, soll erzählen von Diabolo und Wundertüten, vom Kohlen schleppen, verlängerten Hosenbeinen und kratzigen Wollstrümpfen. Gezeigt werden soll die Zeit des Umbruchs, als es zwar schon die D-Mark gab, aber das Wirtschaftswunder noch nicht in voller Blüte stand. Gezeigt werden soll vor allem, was früher anders war als heute. Und was gleich geblieben ist.
Katja Kosubek: »Die Ausstellung soll Kinder und ihre Großeltern anregen, einander Fragen zu stellen.« Einen Unterschied will sie deutlich heraus stellen: »Das Spielen draußen, an geheimnisvollen, ja, verbotenen Orten oder schlicht auf der Straße gibt es heute kaum noch. Es ist zu Gunsten von Abenteuerwelten im Kinderzimmer oder virtuellen Bildschirmwelten in den Hintergrund getreten.«
Das Museum sucht noch einige rare Exponate: eine Seifenkiste, die in den frühen 50er Jahren entstanden ist, die damals üblichen dunkelblauen Trainingshosen, Behälter für die Schulspeisung, die bis 1950 ausgegeben wurde - Henkelmann oder Blechdose mit Bindfaden daran - , einen alten Fußball und alte D-Mark-Scheine.
Fußballschuhe hat Katja Kosubek bereits bekommen, einen ganzen Koffer mit Kinderkleidung, die aus alten Anzugjacken oder Blusen genäht wurden, Strickmuster und einen Bollerwagen, Stelzen, Bücher und das Etikett einer Lebertran-Flasche.
Wer helfen kann, kann Katja Kosubek erreichen unter der Telefonnummer 0521/51-3498.

Artikel vom 19.01.2005