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Neururers letzte Chance:
Ein Sieg gegen Arminia

0:4 in Leverkusen: Bochum spielt wie ein Absteiger

Von Klaus Lükewille
Leverkusen (WB). Nach der Partie musste Peter Neururer erst einmal Dampf ablassen. Der Trainer des VfL Bochum genehmigte sich eine Zigarette. Aber die Rauchschwaden konnten das Ergebnis auch nicht mehr vernebeln. 0:4 in Leverkusen. Und die Bayer-Fans verabschiedeten die Westfalen mit dem Spottgesang: »Bochum, Bochum, zweite Liga.«

Der VfL, im Mai 2004 noch stolzer Tabellenfünfter, ist auf dem Weg zurück ins Unterhaus. Abstieg Nummer fünf droht. Die nächsten 90 Minuten können schon die letzte Chance sein, auf jeden Fall für den schwer angeschlagenen Trainer. Neururer weiß das: »Gegen Arminia Bielefeld müssen wir unser Heimspiel gewinnen. Egal wie. Wenn wir die nicht schlagen - wen dann?«
Von allzu großem Respekt vor dem ostwestfälischen Konkurrenten zeugt das gerade nicht. Aber so war und ist dieser Neururer eben: Auch wenn es für ihn ganz dick kommt, eine dicke Lippe riskiert er immer. Nur: wie lange noch?
»Hau ab« brüllten die schwer verärgerten Fans dem Trainer nach dem Spiel entgegen. Neururer zeigte später Verständnis: »Ich akzeptiere den Unmut der Leute. Aber man muss sich den Anhängern gerade nach so einer Pleite stellen.« An einen freiwilligen Rücktritt denkt der Coach noch nicht, er kündigte aber an: »Hier geht es nicht um mich, hier geht es um den Verein. Wenn ich merke, dass ich dem Erfolg im Weg stehe, gehe ich zum Präsidenten und bitte um meine Papiere.«
Wenn Bochum am Samstag auch das Heimspiel gegen Arminia vergeigen sollte, wird der VfL-Boss sehr wahrscheinlich auf Neururer zugehen und seinem leitenden Angestellten beurlauben. Die bissige Bemerkung des Werner Altegoer im Leverkusener Kabinengang hört sich nicht unbedingt wie eine Arbeitsplatz-Garantie an: »In der zweiten Halbzeit haben wir so gespielt, als wenn wir das Ergebnis verteidigen wollten.«
Dabei hatte seine Mannschaft in der BayArena ordentlich angefangen. Leverkusens Trainer Klaus Augenthaler blickte zurück: »In den ersten 25 Minuten bestimmten die Bochumer das Spiel.« Doch nach den Treffern von Kryznowek (28.) und Woronin (31.) war die Partie gelaufen. Neururer ärgerte sich: »Wir haben perfekt und fehlerlos begonnen, hatten durch Trojan sogar die große Chance zur Führung. Dann kam der Doppelschlag, und wir sind zusammengebrochen. Was wir dann anschließend geboten haben, war fußballerischer Fatalismus.«
Zum Glück für Bochum schaltete Leverkusen einen Gang zurück. Zu weiteren Toren reichte es trotzdem. Beim 3:0 besorgte Verteidiger Maltritz die »Vorarbeit«, als er Ponte anschoss. Und über die Lautsprecher dröhnte das Lied: »Ein bisschen Spass muss sein...« Noch mehr Freude hatten die Bayer-Fans am überragenden Freier, der mit dem sehenswerten 4:0 den Schlusspunkt setzte.
Der Angreifer stand vergangene Saison noch in Diensten des VfL Bochum. Sein Tor war ihm jetzt ein besonderes Vergnügen, denn beim Wechsel gab es zwischen ihm und Neururer einige böse Worte. Dafür reden sie in Leverkusen inzwischen nur noch gut über Freier. Nach Anpassungsproblemen ist er auch wieder ein Mann für die Nationalelf. Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat die Nominierung schon signalisiert.

Artikel vom 31.01.2005