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Punkte-Pflaster für Asamoah

Abseits-Diskussion um Ailtons Siegtreffer gegen seinen Ex-Klub

Von Oliver Kreth
Gelsenkirchen (WB). Die Wunde auf der rechten Wange war tief. Sie stammte aus einem Luftduell mit dem Bremer Valerien Ismael. Doch nach dem Abpfiff zeigte Schalkes Gerald Asamoah wieder sein breitestes Grinsen: Denn ihm war es zu verdanken, dass Schalke nach dem 2:1 weiter punktgleich mit Bayern München an der Tabellenspitze steht.

Auch bei der entscheidenden Szene des dramatischen Spiels war Asamoah einer der Hauptdarsteller. Die ereignete sich in der 67. Minute. Levan Kobiaschwili spielte einen Steilpass Richtung Bremer Tor. Ailton (zu dem Zeitpunkt im Abseits) und Asamoah (nicht im Abseits) starteten gleichzeitig. Asamoah, er hatte schon den Führungstreffer für die Königsblauen erzielt, erreichte den Ball, lief einige Meter und passte dann regulär zum Brasilianer. Ailton hatte keine Mühe, unter dem Jubel der Fans zum Siegtor gegen seinen Ex-Club einzuschieben.
FIFA-Schiedsrichter Knut Kircher erklärte, warum der von fast allen in der Arena AufSchalke erwartete Pfiff ausgeblieben war. »Wir waren der Ansicht, dass der Diagonalpass für Asamoah gedacht war. Also kein Abseits. Danach entstand eine neue Spielsituation.« Für Bremens Coach Schaaf eine eindeutige Fehlentscheidung: »Es war ein klares Abseitstor. Leider hat er den Treffer gegeben, und wir fahren mit leeren Händen nach Hause.« Selbst Schalkes Trainer Ralf Rangnick räumte ein, dass Ailton sich durch seinen Sprint aus zunächst passiver Abseitsposition »den entscheidenden Vorteil« verschafft habe.
Der Frust bei den Bremern ist verständlich. Denn nach dieser Niederlage haben sie sich wohl endgültig aus dem Titelverteidigungsgeschäft abgemeldet. »Jetzt wird es schwer«, konstatierte Ismael, ihm gelang per Foulelfmeter der zwischenzeitliche Ausgleich, angesichts der neun Punkte Rückstand auf das Spitzenduo, und auch Sportdirektor Klaus Allofs mag von der Titelverteidigung nichts hören: »Wir brauchen von der Meisterschaft nicht zu reden.«
Während Werder seine Wunde leckte und heftige Diskussionen um das zweite Tore geführt wurden, genossen Asamoah und vor allem Ailton den ersten Rückrundenspieltag. Der Ex-Bremer, der vor der Begegnung seinen alten Trainer umarmt hatte, gönnte sich nach dem Spiel Süßes. »Ich habe mir Schokolade geholt« verkündete der schon als »Toni Torlos« auf Schalke Geschmähte, denn »drei Punkte gegen meinen alten Verein - das war ein Riesensieg.«
Fußball mache jetzt wieder so richtig Spaß, meinte der Südamerikaner, dem sein neuer Verein in der Winterpause einen Heimaturlaub gegönnt hatte. »Mein Kopf ist jetzt frei, mit meiner Familie ist alles gut, das ist positiv für mein Spiel«, sagte Ailton, der in Brasilien seine Lebensgefährtin Rosalie geheiratet hatte. Ob sein Ex-Klub den Meistertitel schon abschreiben müsse, wollte er aber nicht kommentieren, denn »ich gucke nicht auf Bremen, nicht auf Bayern, nur auf Schalke«. Denn für den meisterlichen Torschütze kann die persönliche Titelverteidigung ja noch klappen. Dafür stellt er sogar sein Ego zurück. Zumindest ließ er nach dem 2:1 verlauten, ihm sei es ziemlich egal, wie viele Tore er in dieser Saison schieße: »Das ist Nebensache. Hauptsache wir werden Meister.«

Artikel vom 24.01.2005