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Der »Aviator« fliegt allen davon

»Golden Globe« verliehen - Stimmungsbarometer für »Oscars«

Beverly Hills (dpa). Mit dem Gewinn von drei Golden Globes ist die Filmbiografie »Aviator« mit Leonardo DiCaprio jetzt Favorit für die Oscar-Vergabe. Der Streifen über das Leben des Millionärs Howard Hughes (1905-1976) wurde in der Nacht zu gestern von Hollywoods Auslandspresse zum besten Filmdrama gekürt.

DiCaprio freute sich über den Globe als bester Hauptdarsteller, Howard Shore erhielt den Preis für die beste Filmmusik. »Aviator«-Regisseur Martin Scorsese dagegen ging leer aus und war sichtlich enttäuscht. Zwei Golden Globes - beste Komödie und bestes Drehbuch - gingen an Alexander Paynes »Sideways« über zwei alte Kumpel auf Sex- und Weintour in Kalifornien.
Mit Spannung fiebert die Filmbranche nun den Oscar-Nominierungen am 25. Januar und der Verleihung der Trophäen in der Nacht zum 28. Februar entgegen. Nach Einschätzung von US-Filmkritikern könnten sich »Aviator« und »Sideways« dabei ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Die Verleihung der Globes gilt als Stimmungsbarometer für die Oscars.
»Für mich ist Howard Hughes wie eine mythologische, griechische Figur«, hatte DiCaprio (»Titanic«) kürzlich bei der »Aviator«- Deutschlandpremiere in Berlin gesagt. Der Streifen kommt am Donnerstag in die deutschen Kinos. Im Vergleich zu Hughes, der sich seine Träume erfüllte, meinte der von der Kritik für seine neue Rolle hoch gelobte »Titanic«-Star: »Ich muss mich selbst noch mehr beweisen.« »Sideways« startet in Deutschland am 3. Februar.
Den Golden Globe für die beste Regie vergaben die ausländischen Hollywood-Reporter an Altstar Clint Eastwood. Er spielt in seinem Drama »Million Dollar Baby« um Leben und Sterben einer Profi-Boxerin auch noch die zweite Hauptrolle neben Hilary Swank und schrieb zudem die Filmmusik.
Oscar-Gewinnerin Swank (»Boys Don't Cry«, 1999) bekam für ihre herausragende Darstellung des »Million Dollar Baby«, das sich aus ärmlichen Verhältnissen zu Ruhm und Reichtum hochboxen will und daran zu Grunde geht, den Globe für die beste Drama-Schauspielerin. Mit goldglänzenden Weltkugeln in der Hand konnten auch Annette Bening und Jamie Foxx zu Hollywoods Globes-Partys aufbrechen. Sie gewannen als beste Darsteller in der Kategorie Komödie/Muscial: Bening mit »Alle lieben Julia« und Foxx für seine großartige Darstellung der Soul- Legende Ray Charles in »Ray«.
Preise als beste Nebendarsteller gewannen Natalie Portman und Clive Owen - beide mit dem erotischen Beziehungsdrama »Hautnah«. Das Drama »Mar adentro« des spanischen Regisseurs Alejandro Amenábar gewann den Golden Globe für den besten fremdsprachigen Film. Der Film über einen querschnittsgelähmten Mann, der 30 Jahre lang um sein Recht auf einen würdevollen Tod kämpfte, setzte sich gegen Konkurrenten aus Frankreich, China und Brasilien durch.
Auch Rolling-Stones-Boss Mick Jagger konnte sich über einen Golden Globe freuen. Er wurde gemeinsam mit Dave Stewart für den Song »Old Habits Die Hard« aus der Filmkomödie »Alfie« geehrt. Jagger sorgte für eine Lachsalve, als er den Preis »allen unseren Kindern« widmete, von denen es »so viele gibt, dass wir nicht alle kennen«.
Insgesamt wurden Golden Globes in 13 Kino- und 11 TV-Kategorien verliehen. Der Preis für die beste TV-Comedy-Serie ging erwartungsgemäß an »Desperate Housewives«. Der neue Quotenknüller um Unmoral und heimliche Sehnsüchte in einer US-Kleinstadt, der demnächst bei ProSieben anläuft, ist eine deftige Satire auf das Bild der grundanständigen amerikanischen Hausfrau und gilt als würdiger Nachfolger für »Sex and the City«.

Artikel vom 18.01.2005