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Streit um Castorfs
Entlassung beigelegt

Intendant nimmt Schlichtungsangebot an

Berlin (dpa). Im Rechtsstreit um seine Entlassung bei den Ruhrfestspielen hat der Intendant der Berliner Volksbühne, Frank Castorf, das Schlichtungsangebot des Gerichts angenommen.

»Es wird 2006 und 2007 je eine Kooperation zwischen der Berliner Volksbühne und den Ruhrfestspielen geben, und ein bestimmtes Gehalt wird weitergezahlt«, sagte Castorfs Anwalt Peter Raue gestern. Über die Höhe des Jahresgehalts sei Stillschweigen vereinbart worden, es liege jedoch über den bisher in den Medien genannten 100 000 Euro. »Damit ist die Klappe zu, der Rechtsstreit ist vom Tisch«, sagte Raue. Die Gesellschafter der Ruhrfestspiele, der DGB und die Stadt Recklinghausen, hatten Castorf im Frühsommer 2004 überraschend wegen massiven Zuschauerrückgangs nach nur einer Spielzeit entlassen.
Die Ruhrfestspiele Recklinghausen wollten zunächst keine Stellungnahme zu Castorfs Entscheidung abgeben. Erst werde man die offizielle Erklärung des entlassenen Intendanten abwarten, sagte eine Festival-Sprecherin. Auch die Stadt Recklinghausen, mit DGB weiterer Gesellschafter, wollte sich zunächst nicht äußern.
Die Ruhrfestspiele hatten bereits im Dezember erklärt, dass die Schlichtungsvereinbarung in keinem Widerspruch zur Entlassung von Castorf stehe. Er sei nicht als Regisseur, sondern als Geschäftsführer entlassen worden, hieß es. Der Intendant der Ruhrtriennale, Jürgen Flimm, hatte Castorf mit einer Einladung zur Inszenierung in der Spielzeit 2005 künstlerisch bereits rehabilitiert.
Castorfs Vertrag mit den Ruhrfestspielen sollte ursprünglich bis 2007 laufen. Doch in seiner ersten und einzigen Spielzeit war die Besucherzahl um gut die Hälfte auf 22 000 zurückgegangen. Die Festspiele sind zudem mit 700 000 Euro verschuldet. Der Luxemburger Theaterman Frank Hoffmann hatte im September Castorfs Erbe als Intendant angetreten.

Artikel vom 18.01.2005