19.01.2005
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Dann geschieht es: Als er nach Hause kommt, ist es bereits dunkel. Im Licht der Scheinwerfer seines Autos entdeckt er es gleich beim Einbiegen aufs Grundstück: das fremde Fahrrad, das jemand am Waldesrand abgestellt hat. Schon recht ungewöhnlich.
Stunden später dröhnt es laut vor der Tür. Ein Geländewagen, nicht zu klein, donnert über die Straße Ñ hinein in den Wald. Dorthin, wo vor Jahren bereits zwei Personen auf höchst mysteriöse und bis heute unaufgeklärte Weise ums Leben gekommen sind. Er läuft vor die Tür, verliert das Fahrzeug aber aus den Augen.
Gegen Mitternacht schreckt die Ehefrau aus dem Bett. Und er hört es auch: Ein lautes Klagen, ein Schreien. Nicht nur sein erster Gedanke: Ruft da jemand um Hilfe, geschieht vielleicht ein Verbrechen? »Wird wohl eine Katze sein«, beruhigt er sich und sein Gewissen. An Schlaf ist leider nicht mehr zu denken. Die Fantasie schlägt Purzelbäume.
Morgens führt ihn sein erster Weg zum Waldesrand. Das Rad steht noch da. Abgeschlossen und unberührt. Erst mittags ist es fort. Vermutlich abgeholt. Jetzt noch die Polizei alarmieren? Lohnt wohl nicht. Dann doch lieber Zeitung lesen. Vielleicht wird jemand vermisst? Bis heute gottlob nicht.
die Stadt
Artikel vom 19.01.2005