20.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kommentar
Auch Hildebrand steigert Torwart-Unruhe

Schlussstrich des Schlussmanns


Es ist doch immer wieder das Gleiche. Berater setzen den Balltretern und auch Ballhaltern irgendwelche Finanzflausen in den Kopf, da wird gezockt auf Teufel komm' raus. Klar gelangen nur die wenigsten Profis in den Genuss einer Millionen-Offerte, trotzdem kann dem Beobachter beim Blick auf die Summen manchmal schwindelig werden.
Man muss jetzt aber nicht einmal mit dem Finger auf Timo Hildebrand zeigen, der offenbar anderswo noch mehr kassieren kann als ihm der VfB Stuttgart hingelegt hat. Schwäbisch bescheiden war auch dieses Angebot ganz sicher nicht. Wenn's ein besseres gibt - wer würde da denn »nein, danke« sagen? Der Lockruf des Geldes ist laut im Fußball. Und die »Zwischenhändler«, die pausenlos pokern, verdienen bestens mit.
Daher ist auch die Annahme naiv, es hätte in diesem Fall eine moralische Verpflichtung gegeben, vor allem Hildebrands VfB-Mitspielern aus dem Kreis der Nationalmannschaft gegenüber. Schließlich war es, der vor einiger Zeit von Hinkel und Kuranyi verlangt hat, dass sie sich endlich zum VfB bekennen. Nun ist es der Schlussmann selbst, der in Stuttgart den Schlussstrich zieht.
Um seinen neuen Verein macht Hildebrand noch ein Geheimnis. Es ist ihm im Sinne seiner weiteren Karriere zu wünschen, dass er sich nicht verkalkuliert hat. Was die Entscheidung des Torhüters im Hinblick auf den DFB-Kasten bedeutet und wie sie die Chancen der bisherigen Nummer drei für die Weltmeisterschaft beeinflusst, gehört auch zu den ungeklärten Punkten. Auf Deutschlands buchstäblicher Parade-Position herrscht ohnehin schon seit einigen Monaten große Unruhe, geschürt von Kahn und Lehmann. Und nun auch von Hildebrand. Der Bundestrainer hat es wohl mit einem Torwart-Trio infernale zu tun. Friedrich-Wilhelm Kröger

Artikel vom 20.01.2005