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»Ich will meinen eigenen Part spielen«

Linksaußen Yves Grafenhorst lehnt Vergleich mit Klubkameraden Stefan Kretzschmar ab

Sousse (dpa). Als Junior der Handball-Nationalmannschaft ist er der Ballträger, als Linksaußen aber der Nachfolger von Stefan Kretzschmar.

Yves Grafenhorst tritt bei der WM in die riesigen Fußstapfen seines Magdeburger Vereinskollegen. Doch gegen den Vergleich wehrt er sich. »Kretzsche hat 218 Länderspiele gemacht. Er ist der weltbeste Linksaußen. Ich will nicht sein Nachfolger werden. Ich will meinen eigenen Part spielen. Das würde mich sonst auch zu sehr unter Druck setzen«, stellte der 20-Jährige klar.
Gleicher Verein, gleiche Position - doch damit sind die Gemeinsamkeiten schon erschöpft. Kretzschmar ist für ihn mehr ein Mentor, mit dem er bei Vereinsreisen das Zimmer teilt, der ihm Ratschläge gibt und auch Mut macht. »Wir sind gute Freunde. Wir reden viel miteinander«, berichtete Grafenhorst über sein Verhältnis zum 31-Jährigen, der nach Athen und der gewonnenen Silbermedaille seine Karriere in der Nationalmannschaft beendet hatte. Auf die Entfernung halten beide per SMS Kontakt.
Auch im Konzept von Bundestrainer Heiner Brand spielt Grafenhorst eine andere Rolle als Kretzschmar. Grafenhorst ist sein Mann für spezielle Aufgaben. In der offensiven 5:1-Abwehrvariante agiert der Magdeburger auf der vorgezogenen Position und stört dort meist erfolgreich den Spielfluss der Kontrahenten. »Das ist der Grund, warum ich in der Mannschaft bin«, erklärte er ebenso forsch wie er spielt. »Im Spiel ist er sehr risikofreudig, was unseren Trainer manchmal zur Weißglut treibt«, berichtete Kapitän Florian Kehrmann.
Immerhin ist »Horst«, wie er in der Mannschaft gerufen wird, auf Anhieb im offiziellen 15-köpfigen WM-Kader. Im Gegensatz zu seinem Magdeburger Clubkollegen Christian Schöne. Der 23-jährige Rechtsaußen wurde wie bei der EM im Vorjahr und bei Olympia vorerst nicht benannt.
Junioren-Europameister Grafenhorst, der gegen Ägypten im 15. Länderspiel seine WM-Premiere feierte, hat schnell gelernt, dass er in der Nationalmannschaft nur eine Zukunft hat, wenn er sich an die Spielregeln des Bundestrainers hält. »Man kann mit ihm klar kommen, wenn man auf die Dinge achtet, auf die er Wert legt. Aber das ist nicht schwer«, erklärte er. Dafür gesteht ihm Heiner Brand auch zu, noch Fehler machen zu dürfen - zumindest auf dem Parkett. »Dass er Fehler macht, damit kann ich leben, so lange er sich verbessert«, so der Bundestrainer.
Dass der gebürtige Staßfurter Grafenhorst der Jüngste in Brands Auswahl ist, stört weder ihn noch seine Mitspieler, zumal die meisten nur unwesentlich älter sind als er. »Bei uns sind alle gleich. Auch Yves Grafenhorst. Nur dass er die Bälle tragen muss und ich nicht«, meinte Kapitän Kehrmann.

Artikel vom 24.01.2005