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Agassi entkommt
dem Ass-Regen

Kohlschreiber forderte Roddick

Melbourne (dpa). Erst regnete es Asse, dann konterte Altmeister Andre Agassi trocken und bescherte den Australian Open das erhoffte Traum-Viertelfinale gegen Roger Federer. Unter die letzten Acht wollte auch Philipp Kohlschreiber.
Der letzte deutsche Teilnehmer im Wettbewerb hatte schon am Samstag mit dem erstmaligen Einzug in ein Grand-Slam-Achtelfinale seinen bisher größten Erfolg als Tennis-Profi geschafft. Der 21-Jährige ging in der Nacht zum Montag als Außenseiter in die Partie gegen den Weltranglisten-Zweiten Andy Roddick (USA).
Auf Agassi prasselten 51 Asse des fast zwei Meter langen Schweden Joachim Johansson nieder. Doch sie nützten ihm ebenso wenig wie dem Niederländer Richard Krajicek, der 1999 im verlorenen Viertelfinale der US Open gegen den Russen Jewgeni Kafelnikow mit 49 Assen für die bislang meisten in einem Match gesorgt hatte. Agassi wahrte mit dem 6:7 (4:7), 7:6 (7:5), 7:6 (7:3), 6:4 seine Chance auf einen fünften Triumph in Melbourne. Nun wartet allerdings wieder Vorjahressieger Roger Federer. Der Schweizer feierte mit 6:2, 6:2, 7:6 (7:4) gegen Marcos Baghdatis aus Zypern seinen 25. Erfolg nacheinander und legt derzeit den längsten Siegeszug seit Agassi im Sommer 1995 hin.
Das 2:34 Stunden lange Aufschlag-Gewitter von Johansson überstand Agassi. »Man kann nur versuchen, sich nicht einschüchtern zu lassen«, erklärte der 34 Jahre alte Ehemann von Steffi Graf, der 66 leichte Fehler des Gegners ausnutzte. Für Federer hatte er nur Lob übrig, doch der gab es nicht zurück: »Agassi ist nicht mehr so gut wie zu der Zeit, als er an der Spitze stand. Er muss sich steigern - nicht ich.«
Gesteigert hat sich Philipp Kohlschreiber, dem mit 7:5, 6:3, 6:2 gegen den französischen Qualifikanten Jean-René Lisnard erstmals bei einem ATP-Turnier der dritte Sieg nacheinander gelang. »Besser kann man es sich nicht vorstellen«, sagte Kohlschreiber. Daviscup-Teamchef Patrik Kühnen meinte mit Blick auf das Spiel gegen Roddick: »Das ist eine schöne Belohnung.« Im Doppel lässt Alexander Waske Kühnen weiter strahlen. Der Frankfurter und sein österreichischer Partner Jürgen Melzer siegten 7:5, 7:6 (7:3) gegen den Taiwanesen Yen-Hsun Lu und den Japaner Takao Suzuki und erreichten das Viertelfinale.
Unrühmlich verabschiedete sich der Argentinier Juan Ignacio Chela. Er hatte bei seiner Achtelfinal-Niederlage gegen Lokalmatador Lleyton Hewitt am Samstag während eines Seitenwechsels in Richtung des Australiers gespuckt, der schon auf seinem Stuhl saß, bestritt aber, dies bewusst getan zu haben. Auslöser waren die ständigen »Come on«-Anfeuerungsrufe von Hewitt. Chela entschuldigte sich bereits nach dem Matchball am Netz, muss aber 2000 Dollar Geldstrafe bezahlen.
Bei den Damen überstanden sämtliche Favoritinnen die erste Turnierwoche, doch auch dort gibt es im Viertelfinale die ersten Schlagerspiele. Die vor zwei Jahren erfolgreiche US-Amerikanerin Serena Williams trifft auf die einstige Finalistin Amélie Mauresmo aus Frankreich, ein russisches Duell liefern sich Wimbledon-Siegerin Maria Scharapowa und US-Open-Gewinnerin Swetlana Kusnetsowa.

Artikel vom 24.01.2005