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Achterbahnfahrt der Gefühle

Basketball 2: Liga: SVB unterliegt im »Kellerduell« gegen Jena

Von Franz Braun
Bielefeld (WB). »Was soll ich dazu sagen«, so die erste Reaktion von Trainer Jens Marten. Die 40 Minuten und die anschließende Verlängerung hatten den Coach der Basketball-Damen der SV Brackwede im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos gemacht. Seine Mannschaft verlor gegen den TuS Jena nach Verlängerung mit 85:92 (77:77/42:30).

Für alle Beteiligten war es ein Wechselbad der Gefühle. Zur Halbzeitpause himmelhochjauzend, im dritten Viertel total bestürzt, im letzten Durchgang wieder ein Hoffnungsfunke und in der Verlängerung schließlich desillusioniert. »Das ist schon bitter, dies haben wir nicht verdient«, klagte SVB-Kapitänin Katharina Blank. Sie war nach dem Schlusspfiff ebenso am Boden zerstört wie ihre Mannschaftskolleginnen. Keiner konnte so richtig begreifen, warum das Team dieses Match verloren hatte.
Vom ersten Hochball an hatte das Schlusslicht der zweiten Liga das Spiel sicher im Griff. All die Fehler, ungenaues Passspiel, schlechter Defensivrebound, individuelle Schwächen, die das Team in den vergangenen Partien um den möglichen Erfolg gebracht hatten, waren wie weggeblasen. Die Brackwederinnen präsentierten sich wie noch nie vor eigenem Publikum. Gute Arbeit in der Defense, gekonnte Kombinationen mit erfolgreichem Abschluss und eine gute Wurfquote von Außen und aus der Distanz. »Die spielen ja wie vom anderen Stern«, meinte die staunende Spielertrainerin der zweiten Damen-Garnitur, Gaby Spinczyk, auf der Tribüne.
Dreier von Jenny Ciric und Natascha Pareigis sowie flüssiger gekonnter Balltransport sorgten für Stimmung auf der Tribüne und für einen 16:5-Zwischenstand nach sechs Minuten. Eine verständliche Gemütsverfassung, denn in den Genuss einer zweistelligen Führung in eigener Halle waren die Zuschauer in dieser Saison noch nie gekommen. Als Ciric mit ihrem zweiten Dreier gar für die 19:5-Führung sorgte, waren überschäumende Emotionen bei den Fans angesagt. Die hielt bis zur Pause an, denn der Klassenneuling führte mit 42:30 und schien den Hinspielerfolg - der bislang einzige Zweitligasieg - wiederholen zu können. »Heute packen wir es«, hatte diese Meinung zum Seitenwechsel der Brackweder Abteilungsleiter Manfred Stubbe nicht exklusiv.
Bestärkt durch vier weitere Punkte (46:30) glaubte niemand mehr an eine Wende. Doch diese leitete das dem Brackweder Team nicht immer wohlgesonnene Schiedsrichterpaar Langhals/Hennig (viele fragwürdige Entscheidungen) ein. Unsportliches Foul und zusätzlicher Kommentar von Olivia Starcke brachte den Gästen fünf Freiwürfe, die sie nutzten. Dies bescherte Jena zusätzliche Hoffnung und brachte die SVB aus dem Rhythmus. Nach 26 Minuten war eingetreten, was niemand mehr befürchtet hatte: Jena ging erstmals mit 47:46 in Front. Die konsternierten Fans mussten sogar mit ansehen, wie Jena auf 63:56 erhöhte, doch Lea Mersch sorgte mit der Schlusssirene zumindest für ein 58:63 nach 30 Minuten.
Doch nicht wie in den anderen Partien knickte die SVB nach einem schlechten Viertel vollkommen ein, sondern zeigte Moral. Nach drei Minuten waren die Gastgeberinnen wieder im Spiel (67:67). Jetzt war es ein offener Schlagabtausch, der zur 76:73-Führung des Klassenneulings führte, die Jena mit einer überragenden und routinierten Bettina Eggert (43! Punkte) sogar noch drehen konnte (76:77). Mit einem Freiwurf sorgte die beste Brackwederin Claudia Nolden für den Ausgleich und die notwendig gewordene Verlängerung.
Die Chance für einen Brackweder Erfolg war noch in der regulären Spielzeit vorhanden. Claudia Nolden hatte den Angriffsversuch des TuS abgefangen und auf Oliver Starcke gepasst. Statt eines Korblegers nahm sie sofort die Wurfoption und verfehlte leider den Korb.
In der Verlängerung war es die Ex-Nationalspielerin Bettina Eggert, die das Match zugunsten von Jena mit ihren zehn Punkten in der »Extra-Time« entschied. Sie zerstörte alle Hoffnungen auf den zweiten Brackweder Saisonsieg. Am kommenden Wochenende folgte eine weitere vorentscheidende Partie für die SVB. Es geht zum BBC Berlin, der zwei Punkte mehr auf dem Konto hat.
SV Brackwede: Blank (20), Ciric (16/3), Mersch (13), Pareigis (13/3), Nolden (10), Starcke (9), Stiller (4), Landgraf (0), Wiebesiek (0).
Die Viertel: 27:17,15:13,16:33,19:14 und Verlängerung 8:15.
Zuschauer: 150.

Artikel vom 17.01.2005