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»Wärmende Badehose
als Kopfbedeckung«

Skurrile Welt des Komikers Mark Britton

Brackwede (mcs). Einen rasanten Streifzug durch Mark Brittons skurrile Comedy-Welt erlebten am Freitag etwa 500 Zuschauer auf Einladung des Bielefelder Jugendkulturrings in der nahezu ausverkauften Aula der Realschule Brackwede.
»Welcome to Britton 2«- so war das spritzige Gag-Feuerwerk des britisch-stämmigen Wahl-Kölners überschrieben. Deftigen englischen Humor in deutscher Sprache setzte Mark Britton dem Publikum während seines Gastspiels vor. Wie ein Stehaufmännchen hüpfte und sprang er schier unerschöpflich über die ansonsten leere Bühne, um seine unterhaltsame Botschaft an den Mann und die Frau zu bringen. Zunehmend schweiß gebadeter sinnierte er dabei - ohne Tabus - über Gott und die Welt. Dass die dicht gesetzten Pointen bisweilen ziemlich unter die Gürtellinie trafen, nahm er billigend in kauf. Denn dem Publikum gefiels. Es amüsierte sich prächtig und gab Mark Britton reichlich positive Resonanz durch herzhafte Lacher am laufenden Band. Obwohl der Comedian - getarnt als Unschuldslamm in sprichwörtlich »blütenweißer West« - über die Bühne wirbelte, war schnell klar, dass er es faustdick hinter den Ohren hat. Zum Warmwerden schilderte er dem Publikum Episoden aus seiner Kindheit. So berichtete er von einer Wollbadehose für heiße Freibadtage, die im Winter kurzerhand zur wärmenden Kopfbedeckung umfunktioniert wurde. Auch ließ er die Zuschauer teilhaben an der Erinnerung an unzählige »depressive Sonntage«, wenn die ganze Familie schlecht gelaunt zu Hause aufeinander saß. Der Höhepunkt der Wochenend-Dramas: »Wenn Opa zu Besuch kam, wurde immer vor dem Mittagessen die Nationalhymne gesungen«. Gern kokettierte Mark Britton zudem von Zeit zu Zeit mit seinem sehr gutem, bisweilen jedoch merklich britisch angehauchten Deutsch. Als liebenswerten Tick erkannten die Zuhörer auch, dass er viele seiner Pointen durch eine schwungvolle Drehung um die eigene Achse - gleich einer Eislauf-Pirouette - einleitete.
Nach einem extravaganten Sprach-Kurs - »Holländisch klingt wie Bronchitis, russisch als ob jemand rückwärts spricht« - nahm Mark Britton die Zuschauer mit zum Einkaufsbummel. Eine aufdringliche, zickige Verkäuferin mit »geschminkten Falten und roten Krallen«, wird er dabei im Nu durch die »Einsam-sucht-Anschluss« - Taktik los, bevor er sich beim Saunabesuch genussvoll in die Lektüre der Tattoos seiner Mitschwitzer vertieft.
Als Zugabe schilderte Mark Britton den Zuschauern, wie Prinz Charles beim Eisdielenbesuch mit einem Handtaschen-Revolver massakriert wird. Und nach dem tosenden Schlussapplaus gab es sogar noch eine Weisheit für den Heimweg: »Die Lage ist immer hoffnungslos, aber nie ernst«.

Artikel vom 17.01.2005