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Fixstern und Glühwürmchen

Philharmoniker unter Pedro Halffter

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Unter dem Titel »Pathétique« hatte Orchesterchef Peter Kuhn für die Halbzeit der städtischen Konzerte einen hochromantischen Werkeaufriss zusammengestellt, indes die Leitung des Philharmonischen Orchesters dem jungen Pedro Halffter, Sohn des bekannteren Cristóbal Halffter, überlassen.

Mit Gastdirigenten ist das so eine Sache. Sie können ungemein motivierend und inspirierend auf die Spiel- und Klangkultur eines Orchester einwirken oder auch das genaue Gegenteil bewirken. Zum Beispiel wenn die Kommunikation, die musikalische Übereinstimmung oder einfach die Chemie nicht stimmt. Und im Laufe des Freitagskonzertes festigte sich in der gut besuchten Oetkerhalle leider der Eindruck, dass irgend etwas zwischen Dirigent und Orchester im Argen lag. Denn offenbar konnte Pedro Halffter, der sich laut Programmheft »als Dirigent auf dem Sprung in eine wirklich internationale Karriere« befindet, seine musikalische Botschaft nicht hinreichend vermitteln.
Zumindest bei Peter Tschaikowskys sechster Sinfonie »Pathétique« wollten Nuancenreichtum und geniale Vieldeutigkeit des Werks nicht recht zünden, vermochten Leiden, Sehnsucht und Aufbegehren in der Musik die Seele nicht zu rühren, blieb unterm Strich der Eindruck eines uninspirierten, unzusammenhängenden Musizierens.
Bleibt die Frage nach dem Warum. Denn Wille und Ansatz zu thematischer Ausgestaltung waren durchaus erkennbar, verpufften indes ohne Anmut und Zusammenhalt. Daneben blieben auch der gewohnte, kultivierte Klangsinn und die musikantische Genauigkeit des Orchesters - eklatant in den Streichern - auf der Strecke.
Insgesamt verhalten erklang Eugen d'Alberts Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 h-Moll. Selten gespielt, klingt das einsätzige, hochromantisch angehauchte Werk doch vertraut. Geprägt durch lisztsche Kompositionskunst, scheint auch Rachmaninows berühmtes Klavierkonzert darin bereits vorweggenommen. Neben dem energiegeladenen Finale bietet das Werk wenig Höhepunkte, dafür ein dauerndes auf- und abschwelgen, das Pianistin Yu Kosuge bemerkenswert feinfühlig und mit brillant perlender Anschlagskultur zu beleben wusste. Die Japanerin verfügt über überirdisch anmutende manuelle Fähigkeiten, die sie niemals bloß virtuos ausspielt, sondern stets gefühlvoll einsetzt. Wirklich hörenswert, mit welch feinen Nuancen sie die Tillerfiguren der ansonsten energisch kraftvoll gemeisterten Abschlusskadenz meisterte. Ein leuchtender Fixstern im ansonsten eher von Glühwürmchen erhellten Konzert.

Artikel vom 17.01.2005