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Fahrräder helfen Flutopfern in Indien

Verkauf gespendeter Drahtesel finanziert Suppenküche - Gedenkgottesdienst


Herford/Köln (WB/ca). Die Hilfsbereitschaft ist enorm: »150 Menschen aus Ostwestfalen-Lippe haben sich bisher schon von ihrem Fahrrad getrennt, um hungernden Menschen in den Katastrophengebieten Indiens zu helfen«, berichtete gestern Johann Adams aus Herford. Er und seine Frau Gunda gehören dem Freundeskreis »Hilfe in Not« an, der in Indien mehrere Armenküchen betreibt. Um diese zu finanzieren, setzt der pensionierte Lehrer seit Jahren gebrauchte Fahrräder instand und verkauft sie für den guten Zweck. Nach einem Aufruf im WESTFALEN-BLATT hatten sich mehr als 150 Menschen gemeldet, um ein Fahrrad zu spenden: »Wir konnten leider noch nicht alle Räder abholen, weil unser Transport-Bulli in die Werkstatt musste«, erzählt der Herforder, der sich bei allen Spendern bedankt: »Einige Menschen haben sich sogar von neuen Rädern getrennt. Das ist großartig, denn mit jedem Euro, den wir erzielen, können wir in Indien sechs Mahlzeiten kochen.«
Um nun möglichst schnell in den Flutgebieten helfen zu können, müssen die Räder verkauft werden. »120 stehen bereit. Sie kosten zwischen 15 und 300 Euro und sind alle verkehrssicher«, sagt Johann Adams. Selbst einige Sammler-Räder sind darunter, wie ein Jahrzehnte altes »Vaterland«-Rad im nahezu fabrikneuen Zustand -Êdas teuerste im Angebot. Interessenten können sich unter der Nummer 05221/27 54 65 melden.
Mit einem ökumenischen Gottesdienst im Kölner Dom haben Angehörige und Politiker am Samstag der aus Nordrhein-Westfalen stammenden Flutopfer gedacht. 1500 Gläubige bezeugten den Opfern ihre stille Anteilnahme. Der Gottesdienst wurde von Kardinal Joachim Meisner und dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, geleitet. Kardinal Meisner sagte, die Flut habe bei vielen ein selbstsicheres Bild von der Welt, vom Menschen und auch von Gott weggespült. Die Anwesenheit Gottes zeige sich allerdings in der »mitmenschlichen, alle Grenzen sprengenden Solidarität«, sagte Kardinal Meisner. »So furchtbar der Anlass ist, so hoffnungsvoll ist es doch zu sehen, wie auf der ganzen Erde Schwestern und Brüder im Leid und gegen das Leid zusammenstehen«.

Artikel vom 17.01.2005