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Salatöl im Auto Alternative zum Diesel

Im »Smart-Center« Technologie vorgestellt - DRK »Soziale Dienste« will Flotte umrüsten

Brackwede (ho). Rein theoretisch könnte man das Öl auch aus dem Supermarkt holen, in den Tank kippen und los gehtĂ”s. Vorausgesetzt das Auto ist entsprechend umgerüstet. Dass Salatöl durchaus eine Alternative zum herkömmlichen Diesel ist, wurde bei einer Präsentation im »Smart-Center« in Brackwede deutlich.

Dort stellten »Biene.Bea.OWL (Bio-Energie-Netz und Bio-Energie Agentur)«, die auf Pflanzenöltechnologie spezialisierte Firma »rapstruck« aus Wennigsen, deren Gebietsvertretung »Zirkel gGmbH« aus Gütersloh sowie die Nutzer von Rapsöl-Fahrzeugen wie die »Bielefeld Soziale Dienste gGmbH« des Deutschen Roten Kreuzes und die Spedition »Schulte-Lindhorst« aus Rietberg die von ihnen favorisierte und zum Teil schon eingesetzte umweltfreundliche Technologie vor.
»Smart, Renault und Citroen galten eigentlich als nicht umrüstbare Fahrzeuge, wir haben das Gegenteil bewiesen, damit ein absolutes Highlight in der Pflanzenöltechnik gesetzt«, freute sich Günter Hermann von »rapstruck«. Und Michael Beimdiek, Geschäftsführer der »DRK-Soziale Dienste« - die betreibt einen Smart und zwei Mercedes-Transporter mit dem nachwachsenden Treibstoff - ist restlos überzeugt von der Technologie. »Wir werden über kurz oder lang alle zwölf Transporter umrüsten, erzielen damit eine Kosteneinsparung von rund 30 Prozent gegenüber herkömmlichem Diesel«. Die Umrüstungskosten hätten sich nach einem Jahr amortisiert. »Und wir tun damit etwas für die Umwelt«.
»Die Zeit ist reif für Pflanzenöl, das in der Region produziert wird. Unsere Antwort auf die Globalisierung«, sagt Ulrich Lasar, Geschäftsführer von »biene-bea«, einem Projekt der Evangelischen Kirche von Westfalen. Das will helfen, dezentrale Strukturen zur Erzeugung und energetischen Verwertung von Bio-Masse in Ostwestfalen-Lippe aufzubauen, damit auch die regionale Wirtschaftskraft stärken. »Unser Ziel ist es, hier den Treibstoff zu produzieren und zu verkaufen«, erinnert Lasar an die europäischen Richtlinien, die eine Erhöhung des Marktanteils von regenerativen Energien bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent vorschreiben. Mit dem im Auto verwertbaren Rapsöl sei eine Verbindung von Ökonomie und Ökologie gelungen. Bei einem Preis von derzeit 63 bis 65 Cent pro Liter sei Rapsöl unschlagbar. »Außerdem spielt die CO 2 Neutralität für Umwelt und Klima eine ganz wichtige Rolle«.
Lasar freut sich zudem, »dass erstmalig auch ein etabliertes Autohaus wie das Smart-Center den Gedanken aufgegriffen und uns kräftig unterstützt hat«. Zwar stecke das Auftanken noch in den Kinderschuhen - in Bielefeld gibt es nur eine Pflanzenöltankstelle, bundesweit sind es gerade mal 200 - »doch das wird sich mit zunehmender Verbreitung ändern«. Viele Nutzer hätten ihre eigene Tankstelle bereits zu Hause. »Dort steht ein Öltank, der dann von den Ölmühlen gefüllt wird«.
In der Regel wird bei der Umrüstung von Fahrzeugen auf Rapsöl ein zweiter Tank eingebaut, die Umschaltung von Diesel auf Raps erfolgt automatisch. Kleinere, ohnehin sparsame Fahrzeuge haben dann einen Aktionsradius von bis zu 1 000 Kilometern. Ulrich Lasar: »Auf Dauer reduzieren wir mit dieser Technologie die Abhängigkeit von Energieimporten«.

Artikel vom 15.01.2005