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Das wirklich letzte Rennen

Die Sieger-Seifenkiste wartet auf einen neuen »Einsatz«


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Nicht bereits 1965, sondern erst 1971 fand das letzte Bielefelder Seifenkisten-Derby im Johannistal statt. Zwei, die das genau wissen, sind Hans-Dieter Heitland, heute 48, und Dirk Wessel-Berning (46). Heitland wurde Sieger des vom WESTFALEN-BLATT und der Adam Opel AG veranstalteten Rennens, Wessel-Berning Dritter; beide qualifizierten sich für die Bundesmeisterschaft in Duisburg. Welchen Platz sie da belegt haben, wissen sie nicht mehr genau. Heitland: »Jedenfalls nicht unter den ersten 28. Die drei Besten durften nämlich zur Weltmeisterschaft in die USA fliegen, die folgenden 25 eine Deutschland-Reise machen.«
Als Misserfolg empfinden Heitland und Wessel-Berning das nicht. Im Gegenteil. Wessel-Berning: »Duisburg war schon aufregend genug - ich weiß nicht, ob ich mich getraut hätte, nach Amerika zu reisen.« Einig sind sie sich in einem: »Es war ein tolles Jahr.« Denn ihre persönliche Seifenkistenrennsaison währte nur einen Sommer - dann erklärte Opel diese Art des Fahrens für nicht mehr zeitgemäß und zog sich als Hauptsponsor zurück. Heitland wurde im Werkunterricht in der Schule dazu gebracht, sich (mit Vaters Hilfe) eine Seifenkiste zu bauen: schnittig, weiß lackiert, darauf das Bielefelder Wappen, die Startnummer 16 und das Sponsoren-Logo der Firma Stahlschmidt. Und: Heitland besitzt seinen Renner noch. »Wird in Bielefeld tatsächlich 2006 wieder ein Seifenkistenrennen gestartet, dann könnte mein Sohn Jan-Erik mitfahren - er ist jetzt 9 und damit im besten Rennpilotenalter.« Heitland und Wessel-Berning, die sich bereits als Jungen durch ihre Väter kennen gelernt haben und immer in Kontakt geblieben sind, erinnern sich, dass auf dem Firmengelände von Opel Hagemann an der Stadtheider Straße trainiert wurde, dass Achsen, Räder und Lenksäulen von Opel gestellt wurden - und das sie beide vollkommen überrascht waren, auf dem Siegerpodest, immerhin unter 85 Startern, gelandet zu sein: »Der Zieleinlauf war knapp.«
Das Wetter am Rennsonntag im Juli '71 war denkbar schlecht: Es regnete in Strömen. Das aber hielt die Zuschauer nicht davon ab, zur Rennstrecke zu pilgern. Heitland und Wessel-Berning: »Seifenkistenrennen waren eine Attraktion, die Leute brachten Klappstühle und Proviant mit und haben uns begeistert angefeuert.«

Artikel vom 15.01.2005