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»Auf diesem Niveau geht's um Details«

Arminias Torwart-Trainer Thomas Schlieck sieht in Dennis Eilhoff den Hain-Nachfolger

Chiclana de la Frontera (WB). Thomas Schlieck ist mit 35 Jahren im besten Torwart-Alter. Doch Schlieck ist nicht Torwart, sondern Trainer. Torwarttrainer. Niemand arbeitet enger mit Bielefelds Schlussmännern zusammen als er. Schlieck kennt, fast jede Schwäche, jede Stärke der Arminia-Keeper.

Im Gespräch mit WESTFALEN-BLATT-Sportredakteur Dirk Schuster sagt Schlieck, dass Dennis Eilhoff Mathias Hain beerben kann, und dass Jürgen Klinsmann in der DFB-Torwartfrage alles richtig macht.
Herr Schlieck, juckt es Sie nicht manchmal selbst in den Fingern, wenn Sie Ihre Schützlinge tagtäglich durch den Strafraum fliegen sehen?Schlieck: Wäre ich ohne schwere Verletzung davon gekommen, würde ich wohl heute noch irgendwo im Tor stehen. Aber nach zwei Bandscheibenoperationen haben mir die Ärzte geraten, das lieber sein zu lassen. Jetzt bin ich eben einer der jüngsten Torwarttrainer im deutschen Profifußball.

Als Spieler kamen Sie über Oberligaeinsätze bei Preußen Lengerich nicht hinaus. Wie haben Sie es trotzdem bis in den Profibereich hinein geschafft?Schlieck: Durch harte Arbeit. Ich bin eigentlich Diplom-Betriebswirt, wollte aber unbedingt im Fußball weitermachen. Darum habe ich in Holland eine Trainerausbildung absolviert, das Torwarttrainerdiplom erworben und mich zusätzlich um meine B-Trainerlizenz beim Deutschen Fußball-Bund gekümmert.

Wie kommt es, dass Sie in die Niederlande gingen, um Ihr Diplom zu machen?Schlieck: Weil es so eine Ausbildung in Deutschland gar nicht gibt. Die Arbeit dort hat mich unheimlich geprägt. Seitdem kann ich Niederländisch lesen, habe mir das selbst beigebracht. Ich habe ein holländisches Torwartfachbuch im Trainingslager dabei. Das lese ich fast mühelos, genau wie holländische Zeitungen. Ich kaufe mir jedes Torwartbuch, jedes Video, auch auf niederländisch. Viele umsonst, das meiste weiß ich schon. Auf diesem Niveau geht's nur noch um Details.

Jetzt sagen Sie nur noch, dass Ihr Lieblingstorwart Hans van Breukelen heißt.Schlieck: Nein, Edwin van der Sar. Für mich der kompletteste Torwart.

Was ist mit den deutschen Torleuten? Kahn oder Lehmann, wer hat im Torwartduell der Nationalmannschaft bezüglich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 die Nase vorn? Schlieck: Wenn Kahn seine Konstanz nicht wiederfindet, sieht's nicht so gut aus. Und Lehmann steckt bei Arsenal in einer schwierigen Situation. Aber grundsätzlich finde ich es korrekt, was Klinsmann als Bundestrainer macht. Beide Torhüter haben ihre Chance.

Wie steht's mit Ihren Torleuten, was zeichnet Sie aus? Schlieck: Matze Hain ist ein Besessener. Seine gelegentlichen Wutausbrüche beim Training belegen das. Aber meistens habe ich dafür Verständnis. Wenn man selbst im Tor gespielt hat, ist das leichter nachvollziehbar. Für Keeper gelten allgemein andere Regeln.

Und welche sind Hains Schwächen?Schlieck: Das bespreche ich mit ihm. Wir reden ohnehin sehr viel miteinander. So alle fünf Partien setzen wir uns zusammen, besprechen Spiel für Spiel, was war. Zehn bis 15 Minuten pro Partie, dann die nächste. Ich schreibe in jedem Spiel mit, schaue mir alle möglichen TV-Bilder an. Ich rede mit Matze aber nie über die zwei anderen Keeper. Genau so handhabe ich es, wenn ich mit Dennis oder Ronny spreche. Mit allen dreien unterhalte ich mich auch über Privates, wir haben durch die Bank ein kameradschaftliches Verhältnis.

Wie nah sind Dennis Eilhoff und Ronny Kockel schon an Mathias Hain dran?Schlieck: Dennis hat ein großes Ziel, er arbeitet mit viel Ehrgeiz darauf hin. Ich traue ihm zu, dass er Mathias Hain eines Tages als Nummer eins bei Arminia beerbt. Ronny kam vor der Saison zu uns, er hat in der Regionalliga bei den Amateuren seine Chance genutzt, muss aber wieder stabiler werden. Sein Vertrag läuft zum Saisonende aus.

Und wie sieht es bei Ihnen aus?Schlieck: Ich habe bis 2007 unterschrieben, fühle mich bei Arminia wohl. Es ist angenehm, dass Uwe Rapolder mich machen lässt. Er lobt meine Arbeit nicht jeden Tag, aber ich spüre, dass von seiner Seite Vertrauen da ist. Ich hatte mal ein Angebot von 1860 München, bin aber froh, dass ich geblieben bin. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, woanders zu arbeiten.

Artikel vom 15.01.2005