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»Entenhausen«
liegt in Versmold

Viele gute Ideen rund ums Federvieh

Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Viele skeptische Blicke hat Burkhard Ostkämper (25) in den vergangenen zwei Jahren geerntet, wenn er von seinen Plänen erzählt hat. Eine Entenmastanlage? Und dann noch in einem Stall, der nicht der konventionellen Bauweise entspricht?

Der Landwirt aus Versmold-Hesselteich (Kreis Gütersloh) dürfte inzwischen alle Skeptiker überzeugt haben. Die Mastergebnisse sind besser als in vielen konventionellen Ställen - und der 25-Jährige blickt optimistisch in die Zukunft. Denn rund um das Federvieh hat er noch eine Menge Ideen.
»Entenhausen« steht auf dem gelben Straßenschild, das Freunde des Versmolders zur Eröffnung vor drei Monaten vor den beiden Ställen im Boden verankert haben. Doch so viele Mitbewohner wie Ostkämpers Enten dürfte selbst Walt Disneys Zeichentrick-Ente Donald Duck im legendären Entenhausen nicht besessen haben: 10 000 Entenküken piepen in dem isolierten, auf 30 Grad geheizten Stall. 10 000 ältere Artgenossen schnattern nebenan in einer großen, lichtdurchfluteten Folienstall-Konstruktion. Eine Spezialausführung der Firma Cover-All, die Burkhard Ostkämper als Erster für die Entenmast nutzt.
Mit der Entenmast hat der Versmolder ein zweites Standbein für den Hof geschaffen, auf dem bislang 60 Milchkühe allein den Ton angaben. »Das läuft natürlich weiter. Doch auf dem Milchmarkt lässt sich nur schlecht vorhersagen, wie sich der Preis entwickelt. Die Unsicherheit ist mir zu groß.«
Der Geflügelmarkt ist berechenbarer, die Preise stabiler. Die Entscheidung für die Enten traf er daher bewusst: »Enten sind sehr robust und nicht so anfällig für Krankheiten wie Hähnchen.« Der Markt für Entenfleisch biete Potenzial, gelte es doch nicht als Billigprodukt, sondern als Delikatesse.
Für den Landwirt ein völlig neues Gebiet (»Ich hatte vorher nie etwas mit Geflügel zu tun«), das er auch noch abseits der ausgetretenen Wege erobern will: Konventionelle Ställe, in denen die Enten vom ersten bis zum 49. Tag heranwachsen, überzeugten ihn nicht. »Dann bin ich über das System von Cover-All gestolpert.« Betonsockel, ein Metallgestell und flexible Gewebe-Bespannung sind das Grundgerüst des 123 Meter langen und achteinhalb Meter hohen Stalls, den die Firma das erste Mal für Enten Êkonstruiert hat - und nicht wie zuvor für Schweine, Kühe oder den Reitsport.
In diesen Stall ziehen die Tiere im Alter von drei Wochen um. »Vom 22. Tag an sind Enten sehr robust und müssen nicht mehr in einem isolierten Gebäude gehalten werden«, begründet der Landwirt seine Entscheidung für den luftigen Zweitstall, der per Schiffscontainer aus Kanada angeliefert wurde und auch im Ausland auf großes Interesse stößt. Sogar aus Griechenland kamen bereits Interessenten angereist, um sich das Konzept des Hesselteichers anzusehen.
Bevor die Tiere nach 21 Tagen in den großen Stall umgesetzt werden, wird die Temperatur im Aufzucht-Stall täglich um ein Grad reduziert. Lüftung, Heizung und Fütterung sind in beiden Ställen computergesteuert. Computer hin, Steuerung her: Zeitintensiv ist die Betreuung der Tiere trotzdem. Für das Einstreuen und die Kontrolle der Technik investiert Burkhard Ostkämper einige Stunden täglich. Einen ganzen Tag dauert es, die Tiere ein- oder auszustallen und den Stall dafür vorzubereiten.
Apropos ausstallen: Wenn dies für die Tiere an ihrem 49. Lebenstag auf dem Programm steht, haben sie keinerlei Ähnlichkeit mehr mit den Eintagsküken, als die sie auf den Hesselteicher Hof gekommen sind. Aus Flaum wird Gefieder, aus wenigen Gramm dreieinhalb Kilogramm. Zurzeit werden alle Enten zur Schlachtung geliefert, in Zukunft kann sich Burkhard Ostkämper aber darüber hinaus vorstellen, die Hesselteicher Enten direkt an die Gastronomie zu liefern. Auch das Thema Biogas könnte den 25-Jährigen in Zukunft beschäftigen. »Auf der Stelle stehen und nichts machen -Êdas ist nicht mein Ding. Wenn man in der Zukunft auch noch Landwirtschaft machen will, muss man durchstarten -Êoder es sein lassen.«

Artikel vom 29.01.2005