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Vom Biedermann
zur Kultfigur

Heino-Gala zum Berufsjubiläum

Von Kerstin Heyde
ARD, 20.15 Uhr: Laut aktuellen Umfragen kennen 99 Prozent der Deutschen seinen Namen. Für die kleine Gruppe der Nichtwissenden prangt er gut sichtbar links und rechts auf den Bügeln der dunkel getönten Sonnenbrille: Heino ist hierzulande der bekannteste Interpret.

Seit Jahrzehnten begeistert er mit kommerziell aufbereiteten Volksliedern ein treues Publikum. Zum 40-jährigen Berufsjubiläum schenkt ihm die ARD eine Gala.
Am 13. Dezember 2004 wurde der als Heinz-Georg Kramm in Düsseldorf geborene Sänger 66 Jahre alt. Eigentlich hätte da schon eine große Fernsehsause über die Bühne gehen sollen, doch die Krankheit seiner Frau Hannelore kam dazwischen. Die 62-Jährige musste sich nach einem Herzinfarkt im Sommer 2004 mehrfach operieren lassen. Auch Heinos 65. Geburtstag 2003 stand bereits unter einem schlechten Stern. Seine Tochter Petra hatte sich wenige Tage zuvor das Leben genommen. Nach feiern war dem geschockten Vater damals nicht zumute.
Nun soll das große Fest nachgeholt werden. Heino begrüßt in seiner Show aus Leipzig viele Gäste und Gratulanten - unter anderem Judith und Mel, Marshall und Alexander, das Golden Gate Quartett und seinen Entdecker, den Schlagersänger Ralf Bendix (»Kriminal-Tango«). Der Gastgeber wird erstmals mit Deborah Sasson ein Duett singen. Außerdem will er zusammen mit dem Deutschen Fernsehballett des MDR ein Südamerika-Medley seiner Hits uraufführen.
Sein Repertoire umfasst bis heute etwa 1000 Lieder, darunter die Evergreens »Blau blüht der Enzian«, »Schwarzbraun ist die Haselnuss« und »Die schwarze Barbara«. Seit der gelernte Bäcker 1965 von Ralf Bendix entdeckt wurde, haben sich seine Platten millionenfach verkauft.
Auch, wenn es immer wieder Zeiten gab, in denen es etwas ruhiger wurde um den blonden Barden: Heino war nie ganz weg vom Fenster. Ihm ist sogar ein Imagewandel gelungen, der sich beispielsweise in Rap-Versionen seiner Hits niederschlägt. Der Biedermann von einst hat sich zur coolen Kultfigur gemausert.
Während sich die jüngeren Fans eher im Internet mit Neuigkeiten über den Volkssänger versorgen, pilgern die älteren nach Bad Münstereifel. In dem Kurort bei Köln betreibt Heino sein berühmtes »Rathaus-Café«, in dem es neben gutbürgerlichen Speisen Heino-Haselnusstorte, Heino-Parfum, Heino-Sekt und Heino-Brillen gibt. Einmal pro Monat gibt sich der Künstler selbst die Ehre und stimmt ein paar lustige Lieder an. Denn eines steht für ihn fest: »Solange mir der liebe Gott meine Stimme lässt und ich Spaß daran habe, werde ich singen.«

Artikel vom 20.01.2005