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Sternenstaub in der Stadthalle

Max Greger, Hugo Strasser und Paul Kuhn spielen Glenn Millers Swing

Von Katrin Heine
Bielefeld (WB) Sie sind Deutschlands »große alte Männer des Swing«: Max Greger, Hugo Strasser und Paul Kuhn. Mit ihrem »Tribute to Glenn Miller« zeigten sie in der fast ausverkauften Stadthalle, dass ihre Bühnenpräsenz immer noch ungebrochen ist. Mit von der Partie war die großartige SWR Big Band.

»Ich freue mich, in Bielefeld wieder zur Besichtigung freigegeben zu sein«, begrüßt Max Greger kokett sein Publikum. Mit weißem Dinnerjacket, Fliege und schwarzem Einstecktuch führt der 78-Jährige durch den Abend - er hat nichts verlernt. Wie auch? Seit 1948 steht Max Greger als Bandleader und Musiker auf der Bühne. Seine Saxofonsoli veranlassen das Publikum auch an diesem Abend zu spontanem Zwischenapplaus.
Zusammen mit seinen »Legenden-Kollegen« Hugo Strasser (82) und Paul Kuhn (76) präsentiert Max Greger die größten Hits von Glenn Miller. Der Amerikaner wurde nur 44 Jahre alt - die drei bringen es gemeinsam auf 236 Jahre, aber sie haben den Swing im Blut, und da sitzt er fest. Bei Max Gregers Saxofonsolo zu »Stardust« rieselt akustischer Sternenstaub durch die Halle, Hugo Strassers Klarinette lässt bei »Danny Boy« die grünen Wiesen Irlands erblühen, und wenn Paulchen Kuhn von »Mack, the Knife« singt, bekommt das Publikum eine Gänsehaut. Weil's so schön ist.
Dass der Abend mit den drei Swing-Legenden ein musikalischer Hochgenuss ist, verdanken sie allerdings auch der SWR Big Band. Das 16-köpfige Orchester ist ebenfalls vom »Virus Swing« infiziert und beherrscht den Sound, Glenn Millers Stil und die Instrumente hervorragend. Schön zu sehen, wie sich Musiker und Swing-Legenden gegenseitig Respekt zollen: Alle scheinen die gemeinsame Arbeit zu genießen und wissen, was sie aneinander haben. Die »Zick Sisters«, ein Trio im Stile der »Andrew Sisters«, fügen sich ebenfalls gut in den Abend ein.
Ein besonderer Höhepunkt ist das Duett von Max Greger und Hugo Strasser zu Millers »Sentimental Journey«. »Wir widmen dieses Stück Margret aus der achten Reihe«, ruft Greger zu Beginn. Die Dame ist Jahrgang 1928, und nicht nur ihr geht das Herz auf, als die Band und Solisten ihren Einsatz haben. Wie zwei Verliebte spazieren die samtigen Töne von max Gregers Saxofon und Hugo Strassers Klarinette durch die Halle.
Doch es geht auch flotter. Beim »One o'clock Jump« bläst Max Greger »eine heiße Kanne für die reiferen Jahrgänge«, und die Musiker der Bigband zeigen mit ihren Soli, was Glenn Millers Musik ihren bedeutet und was sie kann: die Menschen zu stürmischem Applaus hin- und von den Stühlen reißen. »Standing Ovations sind nicht nötig, aber sie tun schon gut«, bedankt sich Max Greger.
Am 1. März vergangenen Jahres wäre Glenn Miller 100 Jahre alt geworden. Er war erst 44 Jahre alt, als es 1944 hieß, sein Flugzeug sei über dem Atlantik abgestürzt. »Vom Durchbruch 1939 bis zu seinem Tod hatte Miller nur fünf Jahre, um seinen Sound unvergesslich zu machen. Er hat es geschafft«, sagt Max Greger über sein musikalisches Vorbild.

Artikel vom 15.01.2005